Plastik Winter Bratislava 2024
30.11.2024 Bratislava (Slowakische Republik)

Text Bert Andermann


Nach erzwungener Coronapause und gescheiterten Wiederbelebungsversuchen fand endlich wieder die größte slowakische Modellbauveranstaltung statt. Zusätzlich wurde ein geradezu radikaler Wechsel der Lokalität vollzogen. Dabei bot der alte Ort durchaus eine gewisse Atmosphäre, ein wohlig wärmendes Beisammensein im kompakten Kulturhaus, passend zur winterlichen Zeit. Inzwischen gastiert die Plastik Winter im leicht monströsen Einkaufszentrum Shopping Palace am östlichen Stadtrand.

Modellbaustände inmitten des allgemeinen Einkauftrubels würden mich ja eher abschrecken. Genutzt wird jedoch ein ruhiger Teil des Konsumtempels mit geradezu weitläufigen Platzverhältnissen, ohne Störung durch das gewöhnliche Publikum. Ungefähr die Hälfte der Stände verteilt sich großzügig auf der Etage. Während der Wettbewerb sowie die großen Hersteller u. Händler sich in einem separaten Raum konzentrieren, was wiederum etwas an die kompakten Verhältnisse des besagten Kulturhauses erinnert. Im Konsumtempel befindet sich auch eine Kantine mit preiswerten Angeboten, welche jederzeit genutzt werden können, weil der Eintritt zur Veranstaltung kostenlos ist. Summa summarum hat die KPM Bratislava eine wirklich gute Örtlichkeit für ihre Veranstaltung gefunden.

Was bietet nun die Veranstaltung? Traditionell gibt es auf der Plastik Winter neben Verkauf und Wettbewerb Bereiche für Clubpräsentationen, Workshops und einen Bastelstand für die kleinen Besucher. Es sind also alle Elemente vorhanden, die man auf einer Ausstellung erwarten kann. Allerdings sind die Bereiche anders gewichtet als bei uns. Es dominiert die Verkaufsfläche, der Bereich für die Clubstände ist relativ klein und belegt nur wenig mehr Platz als der Wettbewerb.

An den Verkaufsständen sind praktisch alle tschechoslowakischen bzw. osteuropäischen Modellbaumarken mit eigenen Ständen oder über Händler vertreten. Wer also die großen Veranstaltungen des Jahres verpasst hat, kann sich hier eindecken. Und auf den Händlertischen lassen sich auch speziellere Sachen finden, die selbst im Onlinehandel nur schwer zu haben sind. Ein kleiner Rückschritt im Vergleich zu früher dürfte dem Kriegsgeschehen geschuldet sein. Anbieter von östlich der EU-Grenze waren diesmal nicht selbst vor Ort, ihre Produkte konnte man nur über Händler bzw. Importeure erwerben.

Gebaute Modelle gibt es vornehmlich im Wettbewerb zu sehen und nicht zu wenige. Vom Umfang her dürfte der Wettbewerb in Bratislava zu den ganz Großen zählen, definitiv übertroffen aber von der Moson Model Show. Über die Qualität der ausgestellten Modelle könnte man sicher einiges berichten, ich möchte mich aber auf ein paar Worte zur Wettbewerbsdurchführung beschränken. Soweit ich es beobachten konnte, nehmen die Schiedsrichter nur von der Innenseite des Karrees die Modelle auf den dicht zugestellten Tischen in Augenschein. Eine umfassende Begutachtung des einzelnen Modells erfolgt nicht. Auf diese Art und Weise dürfte vor allem der erste Eindruck zählen, eine Überprüfung z.B. der Geometrie praktisch nicht möglich. Teilnehmer des Wettbewerbes sollten die Sache also sportlich nehmen und keine ausgefeilte Bewertung erwarten. Die Teilnahme ist übrigens bei vorheriger Online-Registrierung kostenlos.

Was könnte an der Plastik Winter noch von Interesse sein, Bratislava natürlich. Die slowakische Hauptstadt selbst ist locker eine Kurzreise wert. Ein alter Siedlungs- u. Residenzort dessen Spuren in der gut erhaltenen Altstadt mit Burg sichtbar sind, lädt zum Stadtrundgang oder Museumsbesuch ein. Zum Essen gehen empfiehlt sich ebenfalls die Altstadt, es gibt sogar eine schöne Kaffeehauskultur. Und zum Ersten Advent ist natürlich Markt in der Altstadt, wobei dort eindeutig die Stände mit Punsch im Mittelpunkt stehen. Zum Schluss sei noch der ÖPNV empfohlen, alles ist gut mit Bus oder Straßenbahn zu erreichen, preisgünstig und mit nutzerfreundlichen Taktzeiten.

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