2017 – also noch vor den Corona-Wirren und seinerzeit noch im Top Hotel in Prag – besuchte ich zum letzten Mal den E-day. Die Ausstellung, die es immer wieder schafft aufzuzeigen, welches hohes Niveau und Stellenwert der Modellbau bei unseren südöstlichen Nachbarn hat. Aufgrund der relativen Nähe ist es für mich „mein persönliches“ Telford oder Moson - also der Sehnsuchtsort, in den die eigenen modellbauerischen Träume projiziert werden.

Es bedurfte deshalb nicht viel Überredungskunst seitens Clubkamerad Ulrich, als nach Lysa nad Labem und Pilsen für 2022 feststand, dass der E-day im Tankodrom Milovice ein neues Zuhause finden wird, sich die Sache mal wieder anzuschauen. Kannte ich doch aus den frühen und mittleren 2010er Jahre die Tiefgarage der Galery Butovice als Location noch ganz gut (was bei mir u. a. diesen Nimbus E-day schuf), war sehr schnell der Entschluss geboren, die Lücke in der Vergleichbarkeit nicht noch größer werden zu lasen. Auch war eine Neugier da, ob so - ähnlich den hiesigen Ausstellungen in Gatow, Cottbus und Oberschleißheim - Milovice dem E-day einen ganz besonderen Rahmen geben könnte. Ulrich hatte in Nymburk (ca. 30 min entfernt) eine solide Bleibe für uns organisiert, so dass die Sache vor Ort relativ entspannt umgesetzt werden konnte.

Und es hat sich gelohnt. Das Tankodrom (eher ein Spielplatz für „große Jungs“ die einmal BMP fahren wollen) hat neben dem Übungsparcours eine nagelneue 6.000 m² Ausstellungshalle (in der der E-day gastierte), ein Außengelände (mit Vietnam-Bunker-Simulation und fliegenden Exponaten) und eine Mini-Dampfbahn als „weiche Standortfaktoren“ vorgehalten. Extra für den E-day kam noch eine schicke Flugvorführung von Zlin’s zum Promoten der aktuellen 1/48er Reihe von Trener-Bausätzen dazu. Da war für alle Anforderungen was dabei.

Offizielle Zahlen habe ich keine und Größenordnungen schätzen ist nicht meine Stärke. Aber ich empfand es als locker „fünfstellig“ was an Gästen – aller Alters- und Sozialschichten – durch die Ausstellung ging. Es gab daneben Podiumsdiskussionen mit V. Sulc (CEO Eduard), Alfred Riedl (CEO Special Hobby) und J. Velc (Freelancer Aviation Art) und diverse Demonstrationen an den Herstellerständen zu deren Produkten. Im ausschließlichen Jury-Wettbewerb waren ca. 260 Modellbauer mit etwa 1.400 Modellen aller Sparten und Maßstäbe vertreten. V. a. die breiten Nachwuchskategorien und das dortige Niveau (U12, U15, U18) haben mich sehr beeindruckt – in Tschechien ist der Modellbau mit unserer Generation noch nicht zu Ende. Auch wenn es kein Punkte-Wettbewerb war, hat doch unser Modellbaufreund Arne bei den Senioren erfolgreich das Treppchen erklimmen können - herzlichen Glückwunsch nochmals.

Aber auch neben dem E-day nutzten wir das Wochenende. Da ich 2015 zum letzten Mal in Kbely – einem der wertigsten Flugzeugmuseen die ich bisher besuchen konnte – war, wollte ich die Fortschritte der ab 2018 laufenden Um- und Erweiterungsbauten einmal anschauen. Insbesondere die „Filiale“ Stara Aerovka, wo bis zum Ende des zweiten Weltkriegs im damaligen Hauptwerk von Aero Flugzeuge gebaut wurden, ist ein Kleinod geworden. Dorthin wurden neben den Prototypen der Aero-Nachkriegsprodukte auch die Jabo’s aus der vormaligen Hauptsammlung thematisch ausgelagert.

Am Ende wieder einmal mehr von Land, Leuten und Event begeistert. Auch wenn es künftig wahrscheinlich noch schwieriger wird, zu selektieren was man sich zeitlich und wirtschaftlich an Ausstellungen im Jahr leisten kann – der E-day hat sich gelohnt und wird da immer Planungspriorität genießen.