Revell 1:72 (1985)
RF-4E Phantom II
AG-51 "Immelmann"


von Torsten Hofmann


Wie oft in meinem Leben ich diesen Bausatz der RF-4E bisher in Angriff genommen habe kann ich nicht mehr genau wiedergeben, sicher ist jedoch das es mein erster Bausatz war und dieser auch den Weg ins Hobby Modellbau für mich geebnet hat.

Kinder der 80er Jahre hatten nicht diese Auswahl an Freizeitaktivitäten und Angebote wie in der heutigen Zeit, reiner Plastikmodellbau war damals wesentlich angesagter als heute. Kommt in meinem Fall noch dazu, dass man direkt neben dem ehemaligen Militärflugplatz Bremgarten auf dem damals das Aufklärungsgeschwader 51 Immelmann beheimatet war aufgewachsen ist, so ist es wohl nur verständlich diesem Hobby samt seiner Interessen speziell zur F-4 Phantom verfallen zu sein. Schon in der Wiege hörte ich das Pfeifen der Triebwerke sowie das Grollen wenn die Maschinen mit Nachbrenner zu ihren Einsätzen starteten. Später wusste ich dann dass ich jetzt noch ca. 45 Minuten hatte wenn ich die Phantom´s beim Landen aus direkter Nähe sehen wollte.

Lange, sehr lange ist das her aber schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Fotos habe ich so gut wie keine aus dieser Zeit, die Bilder sind aber in meinem Kopf und diese Bilder vergesse ich wohl nie.

Lange her ist es auch das dieser Bausatz der RF-4E einmal als „aktuell“ zu bezeichnen war . „Made in Western Germany - 1985“. Ohja, die fast 30 Jahre merkt man ihm natürlich an. Aber es war einmal eine Idee, meinen ersten Bausatz von damals mit den heutigen Mitteln und Kenntnissen erneut in Angriff zu nehmen.

Nach sehr langer und erfolgloser Suche im Internet eines Bausatzes der „OVP“ war, oder mehr oder minder den Zahn der Zeit einigermaßen gut überstanden hatte blieb für mich nur ein Angebot eines Händlers in Amerika übrig. Der Preis für den Bausatz plus Versandkosten überstiegen natürlich leicht den Preis für den aktuellen Bausatz von Revell aber für dieses Projekt und den Zustand des Bausatzes drückte ich beide Augen zu und kaufte mir erneut „Meinen ersten Bausatz“ - 25 Jahre später erneut.

Nur selten bei einem Modellbauprojekt war ich so voll Vorfreude wie hierbei, ebenso schnell verflüchtigte sich jedoch das Engagement daran auch weiter zu basteln.

Unzählige Fischhäute, Gießfehler und Macken galt es alleine schon in den Formen zu beseitigen. Gänzlich von dem Gedanken das Modell auf die Räder zu stellen musste ich mich auch verabschieden da die Fahrwerke zu viele Unsauberheiten und Fehler aufwiesen die nicht reparabel waren. Schlechtreden wäre jedoch unfair, der Bausatz hatte seine Zeit, genauso wie sein Original bei der Bundesluftwaffe. Aus einem gewissen „Häufchen“ ein Bonbon machen, das war meine Ausgangsbasis und Ziel.

Wie schon erwähnt, die Fahrwerke waren nicht zu gebrauchen aber da war ja noch dieser schicke Modellständer im Bausatz dabei auf dem man die RF-4E im Flug präsentieren kann, somit war dieser Fall auch schnell erledigt.

Lange quälte mich auch die Cockpitverglasung. Sie besteht bei der Urform der RF-4E aus einem Teil. Beim aktuellen Bausatz sind dies schon vier Teile die wahlweise eine geschlossen oder geöffnete Version anbieten. Sollte ich nicht doch die Klarsichtteile aus einem aktuellen Kit nehmen…? Nein es ist und bleibt das Ziel, baue diesen Bausatz mit dem was dir zur Verfügung steht. Auch das ausspachteln und das egalisieren der Übergänge der Cockpitscheiben zum Rumpf machten keinen Sinn, zu groß waren die Abweichungen. Schlimmer noch das einige Teile sehr dünn gespritzt waren, Klebstoff und vor allem Spachtelmasse verschlimmerten die daraus entstandenen Formfehler sehr leicht und ich verzichtete auf weitere Schönheitskorrekturen.

Sehr schnell setzt Frust dem schockierten Modellbauer zu. Ich fragte mich wie ich es damals überhaupt geschafft habe diesen Bausatz zu vollenden und ein Modell das nach Phantom aussieht fertig zu stellen ohne dem Hobby den Rücken zu kehren. Da waren sie wieder die Erinnerungen. Eine Phantom wurde nicht lackiert, hatte kein Fahrwerk. Die Decals wurden ausgeschnitten aber ohne ins Wasserbad zu legen aufgeklebt. Den Fehler bemerkte man schnell in dem den Bauplan zu lesen begann – oder – learning by doing. Die Sache mit den Decals hatte ich somit bald im Griff. Das nächste Baulos bekam dann immerhin schon Farbe auflackiert wenn auch nur farblich weit entfernt vom Original. Aber ich habe nie aufgegeben und fleißig weitergebastelt und war mit meinen Ergebnissen seinerzeit zufrieden.

Dann war es soweit. Der kalte Krieg war vorüber, die derzeitig noch nicht einmal so alten RF-4E Aufklärer wurden nicht mehr gebraucht. „The Last Call“ stand als finaler Akt auf dem Fliegerhorst Bremgarten auf dem Programm. Es war der 17 September 1992. Zutritt hatten nur aktive und ehemalige des AG51. Schon früh vormittags kamen mehrere Gastmaschinen von anderen Geschwadern der Nato um gemeinsam mit den Immelmännern zu feiern, besser formuliert zu trauern.

Nachdem an selbigem Tag Flugbetrieb eingestellt wurde und „Last Call“ RF-4E 35+34 gelandet war, öffneten sich doch noch die Tore für Jedermann und viele nutzten die Chance noch einmal einen letzten Blick hinein ins Geschwader zu werfen und an den Festlichkeiten teilzunehmen.

Nachdem ich es wieder und wieder probiert habe in die Shelterschleife zu den „Maschinen“ zu gelangen und mit hängendem Kopf und meinen Fahrrad dahin fuhr, kam ich an einer kleinen Halle vorbei in der ich schon von außen durch einen Türspalt Modellflugzeuge erkannte.

Gefühlt keine zwei Sekunden vergingen und ich stand mit hängendem Kinn an dem Tisch und staunte. Noch nie zuvor hatte ich Modelle in solcher Qualität und Stückzahl gesehen. Ich war fasziniert und überwältigt. Ich fragte den Erbauer der Modelle, wie man das denn hinbekommt das die „Flieger“ so gut aussehen. Er fragte zurück ob ich denn schon einmal ein Modell gebaut habe. Darauf antwortete ich „Ja, aber die sehen nicht so gut aus wie die“. Darauf antwortete er wieder, „dann mach weiter, irgendwann sehen sie auch so gut aus“ Aus heutiger Sicht kann ich sagen das diese Eindrücke wohl mit unter ausschlaggebend waren mich bis heute mit diesem Hobby zu beschäftigen.

Ja, ich habe weitergemacht und lerne heute immernoch dazu.

Nur grob verfeinerte ich meine RF-4E, mit dem Ziel das man schon erkennen sollte das es sich um die Ur-Phantom von Revell handeln soll.

Lediglich bei der Lackierung wollte ich ihr den heutigen Stand der Technik aufdrücken. Mit einem „Washing“ ist natürlich nichts zu holen bei einem so alten Bausatz ohne vertiefte Strukturen. Die Airbrush und an die jeweiligen Bereiche angepasste Farbtöne sollten jedoch ausreichen um dieses Projekt dennoch erfolgreich abzuschließen.

Es war eine durchaus schöne Erfahrung zu den eigenen Wurzeln zurückzukehren, tatsächlich kamen gerade dadurch einige Erinnerung hoch welche letztendlich doch mehr Lust als Frust den Zusammenbau begleiteten und auch zum Endergebnis drängten.

Abschließend ein Pro oder Contra für den Bausatz zu schreiben ist wie weiter oben schon erwähnt nicht fair und muss auch nicht sein da dieser Bausatz einen mehr als würdigen Nachfolger von Revell schon seit Jahren bekommen hat.

Eine tolle kleine Zeitreise in die Vergangenheit und Wertschätzung über die heutigen angebotenen Bausätze die uns Modellbauern zur Verfügung stehen würde ich dieses Projekt „Mein erster Modellbausatz“ kurz und knapp beschreiben.

Das Modell ist mit meinen anderen Werken nicht vergleichbar, dennoch hat diese RF-4E Phantom II einen Ehrenplatz in der Vitrine bekommen.

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