FineMolds 1:72
Mitsubishi A6M2 Mod.21 "Zero"
Tetsuzo Iwamoto
5.Koku-Sentai
Trägers Zuikaku von 1941/42


von Jörg Schlegel


Geschichtliches
Die Geschichte der Mitsubishi A6M Zero reicht in das Jahr 1938 zurück, als die kaiserlich japanische Marine einen Nachfolger für die äußerst agile Mitsubishi A5M forderte. Jiro Horikoshi konstruierte einen Jäger in herkömmlicher Schalenbauweise mit einem Flügelholm aus Extra-Super Duraluminium (erstmals im Flugzeugbau verwendet), den zunächst ein Mitsubishi-Sternmotor Zuisei 13 (780 PS) antrieb. Der Prototyp A6M1 startete am 1. April 1939 mit einem Zweiblattpropeller zum Jungfernflug. Die Maschine zeigte bis auf die Höchstgeschwindigkeit hervorragende Flugleistungen. Nachdem der dritte Prototyp mit einem Nakajima Sakae Motor (925 PS) und einem Dreiblattverstellpropeller ausgerüstet wurde, übertrafen die Leistungen die Forderungen der kaiserlichen Marine. Die Serienfertigung der A6M2 Modell 11 wurde eingeleitet. 15 Vorserienmaschinen sind im Juli 1940 auf den chinesischen Kriegsschauplatz verlegt worden. Hier konnten sie ihre Kampfkraft eindrucksvoll unter Beweis stellen, in dem z. B. bei einem Bomberbegleiteinsatz 27 gegnerische Jagdflugzeuge (I-15 und I-16) ohne eigene Verluste abgeschossen wurden. Die chinesische Führung sah sich bald darauf veranlasst, japanische Bomber mit Zero-Eskorte unbehelligt über China fliegen zu lassen. Auf japanischer Seite wiederum glaubte man an eine Art Unbesiegbarkeit dieses Flugzeuges. Es wird nicht ausgeschlossen, dass diese Luftüberlegenheit des Mitsubishi-Jägers einen wichtigen Anteil daran hatte, die Pläne der japanischen Führung, was den Überfall auf Pearl Harbour und die schnelle Besetzung Südostasiens betrifft, umzusetzen.
Während der Serienfertigung flossen mehrere kleine Änderungen in den Produktionsprozess ein. Das betrifft die Verkleidung der 20 mm Kanonen in den Tragflächen, den Kabinenbe-lüftungseinlauf (rechte Tragfläche); ab No.47 die Verkleidung des hintersten Kabinen-haubenteils mit Blech; ab No.67 (der 65. Serienmaschine - jetzt mit der Bezeichnung A6M Modell 21) manuell anklappbare Flächen-Enden, die das Handling auf den Flugzeugträger erleichtern sollten sowie ab No.127 größere Ausgleichsgewichte an den Querrudern. Die Zero war im ersten halben Jahr des Pazifikkrieges kaum von den Alliierten zu bezwingen, selbst in Unterzahl und mit längsten Anflugwegen behaupteten sich die sehr gut ausgebildeten und Kampf erfahrenen japanischen Marinepiloten. Die überdurchschnittlichen Flugleistungen für ein Trägerflugzeug (enorme Steigfähigkeit, Reichweite und Wendigkeit) wurden aber zum Teil auch durch das Fehlen von Panzerung und selbstsichernden Tanks erkauft. Dies und der Verlust mehrerer Flugzeugträger (samt Flugzeuge und Piloten) bei der Schlacht um Midway führten dazu, dass sich das Blatt wendete. Spätestens mit dem Auftauchen der ersten F6F Hellcats war das Schicksal der Zeros besiegelt. Insgesamt wurden über 10.000 Zeros gebaut. Interessanterweise behielten sie ihre zwei 7,7 mm MG’s über dem Motor fast bis zum Schluss des Krieges und die Motorleistung konnte nie auf mehr als 1.130 PS gesteigert werden.

Zum Bausatz
Den Bausatz der A6M2 Zero gibt es zurzeit nur in Verbindung mit zwei Model Graphix-Heften, die als Bauanleitung und Begleitliteratur in Form von zahlreichen Originalfotos, Fotos einer Museumsmaschine und Zeromodellen aller Maßstäbe und Bemalungen in reicher Anzahl fungieren. Auf dem europäischen Festland schlecht zu bekommen und mit einem Preis von ca. 30 Euro nicht gerade billig, stellt dieses Modell aber die beste Zero dar, die in 1/72 zu bekommen ist. Zahlreiche Optionen ermöglichen ausgefahrene Landeklappen, angeklappte Flügel-Enden, angestellte Querruder und offene oder geschlossene Cockpithaube bzw. Kühlerklappen des Motors. Die Bemalungsvarianten beinhalten 2 Zeros, die in die „Pearl Harbour - Zeit“ passen sowie eine Zero einer Trainingseinheit von 1944. Einziger Kritikpunkt sind die etwas störrischen und daher nicht leicht zu verarbeitenden Abziehbilder. Das Cockpit mit über 20 Teilen ist in diesem Maßstab eine Augenweide. Das einzige was fehlt, sind Gurte für den Pilotensitz. Die Oberflächen sind mit negativen Blechstößen dargestellt, Verstärkungsbleche vorbildgerecht erhaben. Leider fehlen die Nieten, aber das ist in 1/72 vielleicht auch Geschmackssache. Mehrere Kleinteile sollten bis zum Schluss am Guss-Ast verbleiben, da sie bei ihrer Größe, von weniger als einem Kubikmillimeter, nur allzu schnell verschwinden. Das Material ist allerdings sehr weich, was ihre Sprungkraft beim Abtrennen deutlich einschränkt. Das gilt übrigens auch für die sehr klaren Haubenteile, die ohne Rissgefahr direkt am Anguss mit der Bastelzange abgetrennt werden können(Normalerweise sind die Klarsichtteile wegen der fehlenden Farbe immer etwas spröder als die eingefärbten Bauteile). Die Spachtelmasse kann bei diesem Bausatz getrost in der Tube bleiben. Bestenfalls sollten Spalte an einigen Stellen mit etwas verdickter Farbe behandelt werden. Ansonsten klebt man am besten nur mit „Tamiya Extra Thin Cement“.

Cockpit
Die hervorragend strukturierten Innenseiten der Rumpfhälften und fast alle Cockpitteile auf einen Blick (MG’s, Visier und Ringpeilantenne fehlen leider auf diesem Foto). Die angedeuteten Löcher im Sitz und dem dahinterliegendem Rumpfspant sind einfach aufzubohren. Gezogene Guss-Äste stellen Kabel und Leitungen dar sowie den Gummizug der Sitzhöhenverstellung. Zwei Sauerstoffflaschen aus dem Resinteilfundus sind nach dem Zusammenbau kaum mehr zu sehen. Das Instrumentenbrett mit der ergänzten kleinen Kurbel rechts unten. Die Skalen sind auf dem Decalbogen enthalten. Eines der wenigen Cockpitteile, welches für meinen Geschmack zu grob erschien, war der Hebel für die Sitzhöhenverstellung. Er wurde abgetrennt, das übrig gebliebene halbrunde Teil mit einer dünnen Säge eingesägt und der Hebel durch einen gezogenen Guss-Ast ersetzt. Das Visier stammt von Quickboost, auf dem Bild der Vergleich mit Bausatzteil. Das fertiggestellte Cockpit, gealtert wurde mit einer Wasserfarblösung auf Alkoholbasis. Da zum Zeitpunkt des Baus noch keine Eduard-Express-Masken verfügbar waren, mussten diese selbst geschnitten werden. Hilfreich ist das Vorzeichnen mit einem angeschliffenen Fallbleistift.

Motor
Ebenso ist bei dem Motor alles Machbare vom Hersteller umgesetzt worden. Die Kabel im Zündverteilerring sind mit etwas Geduld kein Problem. Anlenkungen für die Kühlerklappen aus gezogenen Guss-Ästen wurden ebenfalls ergänzt. Der fertig detaillierte Motor wurde Alclad Aluminium lackiert. Die Schattierungen erfolgten mittels besagter Farbbrühe. Die Verwindung der Propellerblätter wurde von FineMolds sehr originalgetreu wiedergegeben (nach außen hin abnehmende Steigung). Der Spinner erhielt umlaufend noch drei 0,3 mm Bohrungen, die laut Originalfotos nachgewiesen sind. Der Motor - an den Rumpf gesteckt – macht deutlich, dass eine Darstellung ohne Motorhaube auf Grund des zu kleinen Durchmessers fragwürdig aussehen würde. Die Materialdicke der Haube von ca. 1 mm ist dafür verantwortlich. Hinter der Kopfstütze ist die aus einem alten Eduard-Ätzteilbogen entnommene Ringpeilantenne zu sehen.

Tragflächen
Die Enden sollten etwas dichter am Flügel sitzen, als es der Bausatz vorsieht. Also wurde der Aufnahmezapfen um ca. 1 mm gekürzt. Zwei Zapfen am beweglichen Teil wurden ergänzt, sowie die Tragflächenseite nachdetailliert. Ein Teil des Verriegelungsmechanismus wurde ergänzt sowie ein Kabel hinzugefügt. Ausgestanzte schwarze Decal-Kreise verschiedener Durchmesser stellen die Löcher in der Fahrwerkschachtkonstruktion dar. Eine Hydraulikleitung sowie eine Rückholfeder wurden mit Hilfe von Draht ergänzt.

Markierung
Die weißen Streifen in Abziehbildform wurden nicht verwendet und stattdessen abgeklebt. Die Aussparung für die Herstellerplakette muss in Position und Größe an das Abziehbild angepasst werden. Der Einsatz von Weichmacher ist an den Bausatzdecals auf jeden Fall erforderlich.

Fazit
Das FineMolds-Modell leistet sich kaum Schwächen, bietet einiges an Optionen und besticht durch eine hervorragende Passgenauigkeit. Der relativ hohe Preis für ein Modell dieser Größe ist auf jeden Fall angemessen (immerhin gibt es noch zwei Modellbauhefte dazu). Da mit ziemlich bescheidenen zusätzlichen Mitteln, wie Draht und Giessästen in kurzer Zeit ein echter kleiner Hingucker entstehen kann. Auch die Kosten für Visier und Gurte (im Sixpack von Quickboost bzw. Dutzend von Eduard) belaufen sich einzeln gerechnet nur auf ca. drei Euro. Anfänger mit ein wenig Geduld und etwas Übung im Umgang mit Pinzetten und Decalweichmachern sei dieser Bausatz, ebenso natürlich wie den Fortgeschrittenen, unbedingt empfohlen.

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