AModel 1:72
Jakowlew Jak-30/32
OKB Jakowlew
1961


von Bernhard Pethe


„Mantis“ und „Magnum“, eine fast unbekannte NATO-Bezeichnung zweier sportlicher Trainingsflugzeuge aus dem OKB Jakowlew. Allgemeiner Wissensstand ist, die Jak-30 entstand aufgrund einer Ausschreibung der Warschauer Vertragsstaaten für ein geeignetes, Turbinen getriebenes Ausbildungsflugzeug. Ein Vergleichsfliegen zwischen Jak-30, L-29 Delfin und PZL TS-11 Iskra gewann die tschechische L-29 Delfin. Polen baute selbstbewusst seine PZL TS-11 Iskra in Eigenregie trotzdem in Serie und stellte 424 Exemplare her. Im Vergleich, die L-29 wurde als Standard Trainer der Warschauer Vertragsstaaten ca. 3600 mal gebaut.
Die kleine, elegante Jak ging leer aus. Das musste Jakowlew auch nicht weiter ärgern, arbeitete man doch im OKB damals an ganz anderen Projekten, dem Senkrechtstarter.
Jakowlew, der Meister im Leichtbau hatte mit der Jak-30 ein Flugzeug auf die Räder gestellt, das 1000 Kilo weniger auf die Waage brachte, als die Konkurrenten. Das führte zu exzellenten Steigleistungen und brachte mehrere FAI Weltrekorde. Was dabei etwas zu kurz kam, war die Robustheit und die Option zum leichten Unterstützungsflugzeug mit einer einfachen Bewaffnung. Am 20.Mai 1960 wurde die Jak-30 unter W. Smirnow zum Erstflug gebracht. Es gab dann wohl auch nur drei Flugzeuge. Die Aussicht auf eine FAI Kunstflugweltmeisterschaft für Turbinenflugzeuge, die von den sowjetischen Funktionären maßgeblich befeuert wurde, brachte noch einmal Betriebsamkeit in das Projekt. Durch das Weglassen des hinteren Sitzes entstand die Jak-32, die im Februar 1961 ihren Erstflug hatte. Schon im Sommer 1961, zur Luftparade in Tuschino wurde die erste Maschine (Gelbe 60) durchaus beeindruckend in einer optisch auffälligen Sonderbemalung vorgeführt. Im Grunde, ein ideales Flugzeug für das Grundlagen- und Kunstflugtraining in der sowjetischen Wehrsportorganisation DOSAAF. Aber daraus wurde letztlich nichts. Ein drittes Strahlflugzeug, neben der MiG-15UTI und dem kommenden L-29 Delfin war kostenmäßig und logistisch nicht vertretbar. Man war versucht, einen Käufer für beide Flugzeuge zu finden. Wie man heute weiß, erfolglos.
Zwei Maschinen, eine Jak-30 und 32 hatten es mit der Unterstellung im ehemaligen Jakowlew-Museum gut getroffen. Mit der Übernahme durch das Technische Museum von Vadim Zadorozhnogo wurden beide Flugzeuge wieder flugtüchtig gemacht und zur MAKS 2009 präsentiert.

Amodel macht das, was es am besten kann. Es produziert fleißig Plastikmodellbausätze im Short-run Verfahren und arbeitet konsequent weiter die Entwicklungen des OKB Jakowlew ab. Den Modellfreund freut es und ganz nebenbei entstehen Modelle, die richtige Erstlingswerke sind. Drei hellgraue Spritzrahmen nehmen 59 Teile auf. Die Cockpithauben sind in beiden Bausätzen gut durchsichtig und durchaus verwendbar. Man ist aber geneigt, diese durch eine Vaku- Haube zu ersetzten. Beide Kits unterscheiden sich dann nur noch bei den Rumpfteilen und den Decals.
Trotz Short-run ist die Qualität recht gut. Feine versenkte Paneellinien, eine spritzte Tragflügelendkante und filigrane Fahrwerke sorgen für eine gute Optik. Das Cockpit ist mit neun Teilen gut ausgestattet. Für das Gerätebrett gibt es ein passendes Decal. Trotzdem bleibt ausreichend Spielraum zum Detaillieren, was ich dann auch voll genutzt habe. Die Schleudersitze wurden von mir verfeinert, dem Original angepasst und mit Sitzgurten der MiG-15 von Eduard komplettiert. Qualitativ gute Decals erlauben beim Einsitzer zwei Deko- Möglichkeiten. Eine alte Variante (gelbe 32) von 1961 und die wieder aufgebaute Maschine. Beide im Silberoutfit. Beim Doppelsitzer sieht das anders aus. Hier gibt es die Ziffern für alle Prototypen und die aktuelle Farbvariante, wie sie jetzt fliegt. Die Bauanleitung ist Amodeltypisch und soweit ausreichend.

Bei der Jak-30 habe ich mich für den ersten Prototyp, der gelben 30 entschieden. Diesem fehlte noch die Antenne vor dem Cockpit, die mittige Strebe in der Kabinenhaube und die Schutzgitter vor den Lufteinlässen. Aber schon in der ersten Testphase erkannte man diesen Nachteil, beim Starten und Landen auf unbefestigten Pisten und brachte diese eigenwilligen Siebe an. Sie erfüllten aber ihren Zweck und waren dann bei allen Maschinen zu finden. Die Antenne unter dem Rumpf diente zur Datenübermittlung bei der Erprobung und war bei späteren Flugzeugen nicht mehr zu finden. Beide Modelle wurden nach Zeichnungen mit einem Nieträdchen bearbeitet und geben die Optik der Zelleoberfläche besser wieder. Für beide Modelle wurden neue Kabinenhauben neu gezogen. Dabei kam die die alte Haube als Ziehstempel zum Einsatz. Die Qualität dieser selbstgefertigten Hauben ist dann doch um ein Vieles besser und man kann schon mal eine Haube geschlossen darstellen.
Die farbliche Behandlung erfolgte dann mit Alclad II, ohne Vorbehandlung auf die graue Kunststoffoberfläche. Die Decal aus dem Bausatz funktionieren perfekt. Eine wenig Weichmacher und die Sache ist vergessen. Die Sterne wurden, wie beim Prototyp weggelassen. Das Modell lebt von seiner silbernen Metalloberfläche.

Der Weg zur gelben 60, der Jak-32 war ein wenig anders. Vom Bausatz her waren nur Silberne Varianten vorgesehen. 1964 gab es einen Kranich Modellbogen mit beiden Modellen, der Jak-30 und Jak-32 im Maßstab 1:50. Dabei hatte die 32 einen roten oder orangenen Unterseitenanstrich. Als Junge hatte ich die Modelle mal gebaut. Bei der Recherche im Internet fand ich ein Foto mit einem gelben Anstrich. Nur war die Bildqualität nicht sehr authentisch. Also, es gab so eine Maschine. In meinem Fundus fand ich dann einen alten, russischen Vaku- Bausatz der Firma Awijastend. 1:72 und bestimmt schon 40 Jahre alt. Auch hier gab es die rote/orangene Unterseite. Die Decals aus diesem Vakukit sind nicht zu gebrauchen hatten eine gelbe 70 im Angebot. Recherchen ergaben, das es zwei Maschinen mit diesem Sonderanstrich gegeben hat. Entweder war das Programm in Tuschino mit zwei Flugzeugen als Paar angedacht, oder es war eine Ersatzmaschine. Der richtige Durchbruch, zu dem was ich gesucht hatte, brachte eine CD mit der Flugparade in Tuschino von 1961. Eine Filmsequenz zeigt das Flugzeug kurz und ein Teil des Flugprogramms der Jak-32.
Nachdem ich mir das geschätzte hundert mal angeschaut hatte, konnte ich mir, trotz der schlechten Bildqualität und Kameraführung, einige wichtige Detail notieren und diese Variante in Angriff nehmen. Das Modell wurde Silber vor lackiert und mit Weiß und einem gemischten Orange aus dem Revell Angebot lackiert. Die Decals stammen zum Teil aus dem Bausatz, nur der schwarze Streifen kommt aus einem anderen Bogen. Der Scheinwerfer an der Bugnase war mit einer weißen Blindkappe verschlossen. Die Cockpithaube habe ich offen gelassen. So sind letztlich zwei kleine, unscheinbare Modellchen entstanden, mit denen sich wohl nur wenige ernsthaft beschäftigen werden.

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