AModel 1:72
Iljuschin Il-14
Deutsche Lufthansa
DDR 1955


von Bernhard Pethe


Die Iljuschin Il-14, aus der Entwicklungslinie Li-2/Il-12 flog erstmalig am 13. Juli 1950. Leitender Testpilot war der bekannte Wladimir K. Kokkinaki. Das auffälligste Merkmal zu ihren Vorgängern war das große, fast quadratische Seitenleitwerk. Leistungsstärkere Triebwerke ASh-82T mit je 1926 PS und ein völlig neu konstruierter Tragflügel. Die ersten Varianten waren für 18 bis 24 Passagiere vorgesehen. Später Serien hatten dann auch 32 und 36 Sitze. Die Avia-14 Super 42 schraubte die Sitzplatzkapazität auf 42. Mit der Variante IL-14T gab es auch eine Frachtvariante. In der Sowjetunion wurden 839 Stück IL-14 in zwei Werken gebaut.
Eine Lizenzproduktion mit 80 Exemplaren entstand in den Dresdner Flugzeugwerken im Zeitraum von 1956 bis 1959. In den tschechischen Avia Werken baute 204 Maschinen in Lizenz und nannte sie Avia-14. Eingesetzt wurde die IL-14 bei zivilen Fluggesellschaften in fast allen Ostblockstaaten, sowie in Indien, Irak und Ägypten. Auch als militärisches Transportflugzeug und als Erprobungsträger der Luftfahrtindustrie erfüllte sie zuverlässig ihre Aufgaben.

Mein erster Gedanke beim Anblick des ersten Bausatzes, liebe Macher von Amodel, das ist der falsche Maßstab! Jahrelang wartet die Fangemeinde auf eine 72er Il-14 als Spritzgußbausatz und nun dieses Flugzeug in 1:144. Was war da los? Die fünf dunkelgrauen Spritzlinge haben augenscheinlich die Spritzform gut verlassen. Aber die Probleme treten erst beim Zusammenbau ans Licht. Viele Teile finden erst nach aufwendiger Vorarbeit richtig zusammen. Die Kabinenhaube passt sich gut in den Rumpf ein. Das Einsetzen von 19 Scheiben ist einer Sisyphusarbeit, dazu kommt, dass die Scheiben auf einer Seite nicht glatt sind. So richtig überzeug das alles nicht. Das Problem ist die Anzahl der Fenster für unterschiedliche Varianten und Baureihen. Für eine Il-14P sind zu viel Fenster auf beiden Rumpfseiten. Wenn man schon andere Varianten im Kopf hat, dann sollte man den Modellbauer in der Bauanleitung nicht im Regen stehen lassen. Die einfachste Möglichkeit ist, man orientiert sich an den Decals für die Fensterstreifen, welches und wie viel Fenster benötigt werden. Bei den Varianten ohne Fensterstreifen geht das aber nicht, hier wären ein paar Vorbildfotos sehr hilfreich. Frühe russische IL-14P hatten rechts 8 und links nur 6 Fenster. Später kam auf der linken Rumpfseite ein siebendes Fenster hinzu. Auch die DM-SAL hatte 7 Fenster. Mit 88 Bauteilen ist das kleine Modell gut ausgestattet. Fünf Teile davon sind schon für ein minimalistisches Cockpit vorgesehen. Trotzdem, wer das möchte, kann da noch mehr ins Detail gehen. Nur ob es letztlich wegen des Einblicks, Sinn macht, sei dahingestellt. Die feinen Paneellinien passen gut zum Maßstab, sind aber nicht immer sauber ausgeformt. Die erste Reihe der 18 Zylinder- Doppelsternmotoren scheint wohl für die Optik ausreichend zu sein. Was unbedingt nachgebessert werden sollte, sind die drei typischen Abgasrohre am oberen Flügelende der Triebwerksgondeln. Ein sauber gedruckter Decalbogen erlaubt beim Kit Nr. 1416 zwei, in der Farbgebung identische Aeroflot Maschinen aus dem Jahre 1985. Im zweiten Bausatz (Art Nr. 1447) sind vier Varianten möglich. Die IL-14 der Deutschen Lufthansa DM-SAL aus dem Jahre 1955, je eine silberne polnische und tschechische militärische Transportmaschine und eine der letzten noch fliegenden IL-14P, RA-02117 aus dem Jahr 2010. Die Bauanleitung von Amodel zeigen zwar den Zusammenbau, aber gerade für den Maßstab 1:144 sind sie bei einigen Details zu ungenau. Bei den Farbangaben nach Humbrol macht man nichts falsch.
Eine abschließende Gesamteinschätzung fällt leider etwas zwiespältig aus. Ich habe da so meine Zweifel, ob die von Amodel praktizierte Short- run Methode die richtige für so filigrane Airliner ist. Hier fehlt es schlicht und einfach an Präzision. Der Sammler freut sich über solche Modelle und ein ambitionierter Modellbauer wird damit auch keine Probleme haben. Aber der Anfänger sollte sich tunlichst etwas größeres aussuchen.

Die IL-14 der Deutschen Lufthansa DM-SAL aus dem Jahre 1955
... wie die Recherche letztlich ergab, hat sich Amodel an dem Lufthansa Retro- look der DM-SAL aus dem Elbe Flugzeugwerk in Dresden orientiert. Die DM-SAL hat zwar nun den alten, 1955er Anstrich wieder, aber in einigen farblichen Details weicht sie von damals ab. Auch die technisch ist sie auf den Stand der Außerdienststellung von 1984. Damals gab es noch keine „Majak“ auf und unter dem Rumpf. Der hauptsächliche Unterschied wird einem klar, wenn man alte Aufnahmen mit denen von der heute in Dresden abgestellten DM-SAL vergleicht. Damals hatten die meisten Il-14 auf der rechten Rumpfoberseite so einen Art „Blitzableiter“. Diese Antenne nennt sich RSB-5/234 und wurde später durch eine verkleidete Variante ersetzt. Es gab Flugzeuge, die hatten rechts und links diese Antenne, bis sie noch später ganz verschwunden war. Da ich aber diese frühe Il-14 bauen wollte, musste ich auch diese Antenne nachbauen.

Der Bau dieses 144er Airliner war für mich ein Test, ein Test zur Machbarkeit und zur Wirkungsweise des fertigen Modells. So wie bei meinem anfänglicher Bausatzreport, fällt die Abschlusseinschätzung zwiespältig aus. Ich denke, wir sind uns einig, ein gutes, ein perfektes 144er Modell steigt und fällt mit der Bausatzqualität und dessen Größe. Ist beim Herstellungsverfahren und der Formentreue zum Original, schon mal der Wurm drin, dann ist es recht schwer und sehr aufwendig seinen Vorstellungen von Scalemodellbau gerecht zu werden.
Viele Details sind formentechnisch einfach nicht mehr machbar. Hier muss der Modellbauer ran. Qualitativ gibt es dann bei der Neuanfertigung eine gewisse Bandbreite und es ist nicht Jedermanns Sache, hier Hand anzulegen. Die, die es dennoch versuchen, nötigen mir meinen ehrlichen Respekt ab. Aber letztlich ist das alles nicht mehr im Maßstab und sieht nur aus einer gewissen Entfernung noch gut aus. Jede Makroaufnahme solcher Modelle, zerstört radikal den Traum zum realen Vorbild. Bei einem gut trainierten, handwerklichen Geschick, steht auf der Habenseite natürlich die Bauzeit. Will man keine großen Umbauten zelebrieren, sind die Hauptbaugruppen schnell zusammengeklebt.
Formentechnisch lässt Eduard und Revell in diesem Maßstab Amodel weit hinter sich. Es erscheint mitunter sehr reizvoll, ein ganzes 144er Geschwader MiG-21MF von Eduard zu bauen, als so ein Modell von Amodel. Immer fehlt das gewisse Detail, wo sich das Auge des Betrachters festsaugen möchte. Lieber baue ich dann noch mal eine richtige Il-14 in 72, ja wenn sich dann mal ein Hersteller überwinden könnte, mal eine Spritzform zu zaubern.

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