Modellbaugeschichte - Plastikflugzeugmodelle der Fa. Kurt Haufe, Dresden- Kamenz


Text und Bilder Bernard Pethe


Vor einiger Zeit sind mir zwei, etwas lädierte Modelle der Fa. Kurt Haufe in die Hände gefallen. Gut, ich musste die Hände vorher erst auf machen und einen kleinen Obolus rüberreichen. Aber wie es der Zufall will, entdeckte ich erst kürzlich ein komplettes, unbeschädigtes Modell der L-200 Morava, einschließlich der Verpackung, das für über 60 € bei einer bekannten Internetbörse den Besitzer wechselte. Ein Modell, das in der DDR damals so um etwa 2,50 DDR- Mark kostete.
Was ist da passiert?
Nichts weiter, als das die Zeit über fünfzig Jahre fortgeschritten ist, diese Modelle zur Modellbaugeschichte der DDR gehören und es doch noch etliche Liebhaber und Interessenten gibt, die sich an ihre ersten Modelle in der Jugend erinnern. Ich nehme mich da mal nicht aus, zumal man die Dinger damals nur zum Spielen benutzt hat und sich über spezielle Zusammenhänge keine Gedanken gemacht hat. Aber nun ist die Zeit reif, sich einmal etwas mehr mit den Dingen zu beschäftigen. Aus der heutigen Sicht ist allgemein wenig über die Firma Haufe und deren Firmenchef bekannt.


Ab Mitte der 1950er Jahre fertigte Kurt Haufe in Kamenz Spielwaren, z.B. Klappern, Kinderwagenrasseln, Federbälle, Knallpistolen und ab 1962 Modellautos im beliebten H0-Maßstab 1:87, wie EMW 340 und Wartburg.
Genau in diesem Zeitraum oder noch davor, entwickelte die Fa. Haufe drei Plastikflugzeugmodelle. Von 1961 bis 1965 übernahm der Betrieb außerdem die LINEOL- Plastik Dresden, vormals VEB Blech- und Spielwarenfabrik. Hier wurde das Sortiment mit dem "Optik-Baukasten" und anderen optischen Spielwaren erweitert. Begehrtes Sammlerobjekt ist heute der "Melkus" Rennwagen, der in Zusammenarbeit mit den DEFA-Filmstudios produziert wurde. Ab 1981 hieß das Unternehmen VEB Kamenzer Spielwaren.


Zurück zu den Luftfahrzeugen von Haufe. Neben dem sowjetischen Jagdflugzeug MiG-15 und dem tschechischen Reiseflugzeug L-200 „Morava“ gab es noch den Hubschrauber Mil Mi-1. Alle diese Modelle waren aus mehreren Teilen gespritzt und wurden in Manufakturarbeit zusammengeklebt und farblich dekoriert. Die Verpackung bestand aus einer einfachen, der Mangelwirtschaft geschuldeten Kartonschachtel mit Deckel. Das Modell, man beachte, gebettet in Holzspänen, trat so den Weg zum Käufer an. Die Modelle verkauften sich im Selbstlauf, deshalb musste man auch keinen Wert auf eine optisch ansprechende Verpackung legen. Es wurden auch keine Staatsgeheimnisse verraten, den auf dem Kartondeckel stand lediglich Morava, Düsenjäger bzw. Hubschrauber. Ich bin mir nicht sicher, aber es war neben dem MiG-15 Modell aus der Kunststoffverarbeitung Zschopau, die ersten Modelle in der DDR, die damit dieses Flugzeug für die Jugend bekannt machten. Anfang der 1980er Jahre entwickelte Haufe im Auftrag der Interflug, Betrieb Agrarflug noch ein weiteres Modell. Die Zlin Z-37, qualitativ schon um Stufen besser, mit transparenten Cockpitscheiben, gab es zum Verdruss der vielen Plasticart- Bastler, nicht zu kaufen. Es war ein reines Präsentationsmodell in überschaubarer Stückzahl, mit einem großen Ständer mit Agrarflug- Logo. Dies wurde an Vertragspartner des Agrarfluges und andere sozialistische Würdenträger weiter gereicht. Die Teile waren aus silberfarbigen Granulat gespritzt und ohne Farbe war der Wiedererkennungseffekt der gelben Agrarfugzeuge nicht recht groß.


Betrachtet man nun die Modelle von Haufe genauer, so kann man feststellen, das die Teile aus einem harten, Silber eingefärbten Kunststoff, gespritzt wurden. Die Qualität ist recht gut. Die Modelle wurden relativ komplett gespritzt, Rumpf, Tragflächen und Leitwerk verließen in einem Stück den Spritzautomat. Kleinteile, wie Fahrwerke, Propeller und Zusatzbehälter waren Extrateile und wurden in der Firma schon angeklebt. Auch die Kabinen und Cockpits waren beim Formenbau schon am Rumpf integriert. Was auffällig ist, die Modelle wirken recht stimmig, wenngleich die Proportionen bei der MiG-15 zwischen Rumpf, Tragflächen und Leitwerk nicht dem Vorbild gerecht werden. Alle Modelle sollen im Maßstab 1:100 sein. Nachmessungen haben ergeben, das speziell bei der MiG-15 zwischen 1:88 (Rumpf) und 1:101(Spannweite) alles dabei ist. Die Fahrwerksklappen waren Bestandteil der Form, lediglich die Zusatzbehälter wurden angeklebt. Man hatte mit den Modellen große Probleme mit dem Schwerpunkt, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Die Hauptfahrwerke waren aus diesen Grund weiter hinten angebracht, als es beim Original zu finden war. Mit einem zusätzlichen Gewicht im Rumpfbug stand das Modell sicher auf seinen drei Rädern. Die Fahrwerke waren sehr filigran und man musste schon äußerst vorsichtig sein, damit diese nicht abbrachen. Wie man auf den Bildern sieht, haben die Modelle alle ihre Fahrwerke schon eingebüsst.

Das gleiche Problem gab es auch bei der L-200. Hier wurde der Rumpf hohl gespritzt und nach dem Einkleben eines Gewichtes, die Unterseite mit einem passenden Deckel verklebt. Auch die L-200 weist geringe Maßstabstoleranzen auf und bewegt sich so zwischen 1:97 und 1:101. Das Modell der Mi-1 war mit grünen Polysterol gespritzt und die dreiblättrige Tragschraube aus einem sehr weichen, bruchsicheren, grauen Kunststoff.
Die Modelle wurden bei Haufe auch gleich farblich, mit einem geringen Aufwand, gestaltet. So gab es bei der MiG-15 nur ein Hellblau für die Cockpithaube und schwarze Trittflächen auf den Tragflächen. Die L-200 zierte wenigsten ein grünes Outfit und die Cockpitscheiben waren wieder Hellblau. Wie man auf das Grün gekommen ist, bleibt wohl immer ein Geheimnis bleiben, den so eine L-200 ist mir nicht bekannt.

Aber so genau wollte das damals gar keiner wissen, es war ein Spielzeug das über die Tischplatte geschoben wurde und „Langstreckenflüge“ zwischen Küche und Wohnzimmer absolvierte. Aber es war auch ein Spielzeug mit einem relativ hohen Realitätswert. Deshalb möchte ich es nicht auszuschließen, das schon damals der eine oder andere, seine Vorliebe zum detailgetreuen Flugzeugmodell entdeckte.

PS: Ich bin mir schon bewusst, das zur Geschichte der Firma Haufe hier nicht alles aufgeführt und recherchiert wurde und es eventuell noch Lücken gibt. Wer weitere Einzelheiten, oder Bildmaterial zu kompletten Modellen besitzt, ist gern eingeladen und kann sich gern an mich wenden.

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