Eduard 1:48
MiG-21MF
LSK/LV der NVA (DDR)
JG-3 "Wladimir Komarow"
Preschen, Bezirk Cottbus, 1972


von Kai Röther


Eduard bot im Vorfeld der Markteinführung des Bausatzes im März 2011 eine sogenannte „Subscriber-Edition“ an, wahrscheinlich um schon mal anhand der Reaktionen (Käufe) die Produktionszahlen „feinjustieren“ zu können. Für unsereiner (Kunde) hieß das nix anderes, als das Kaufen der sprichwörtlichen Katze im Sack. Die schicke silberne Kiste enthält den normalen Profipack, ergänzt um ein paar zusätzliche Boni - Brassin für Sitz incl. Helm, 4 weitere Decal-Optionen und, ganz wichtig – ein Zertifikat :D. Für die Käufer der „Subscriber“, und nur für diese, gesellte sich ein weiteres Angebot, das sich „Overtree“ nannte. Das war ein kompletter Profipack, ohne schicke Kiste, ohne Decals, ohne Bauanleitung, aber mit Ätzteilen und Masken.
Da ich Eduard bezüglich der MiG-21 von Anfang an blind vertraut habe, habe ich also die „Subscriber“ nebst „Overtree“ bestellt. Um jetzt erst einmal einen vernünftigen Eindruck zu bekommen, wie sich das Teil anfühlt (geometrisch, baulich, etc.) bietet sich an, den Inhalt des „Overtree“-Kit für ein erstes Zusammenkleben der Teile zu nutzen. Da die Passgenauigkeit hervorragend ist, fühlt man sich wirklich fast zum Zusammenkleber degradiert. Der Plan war also ein OOB (out of box). Wobei dieser Begriff angesichts der reichlichen Beigaben in Resin und als Ätzteile mal neu definiert werden müsste.

Als Vorbild stand von vornherein fest, das es eine NVA-Maschine werden wird. Angesichts der weiten Verbreitung der MiG-21MF in der NVA und der Tatsache, das Eduard die NVA in ihren Decal-Optionen berücksichtige, kann man davon ausgehen, das es in naher Zukunft reichlich Modelle geben wird, die im schicken, getarnten NVA-Kleidchen daher kommen. Etwas Besonderes musste also her. Und tatsächlich gibt es ein Handvoll Fotos, die belegen, dass es Anfang der siebziger Jahre eine Lieferung mit unlackierten Maschinen gab. Diese gingen alle nach Preschen ins dortige JG-3. Somit hatte ich ein etwas aus der Reihe tanzendes Vorbild für mein Modell gefunden.


Los ging es, wie so oft mit dem Cockpit. Was schon beim ersten Hineinschauen in die Kiste auffiel, waren die schreiend grell lackierten Cockpit-Ätzteile. Da ich schon diverse MiG-Cockpits von innen gesehen habe, denke ich auch ein recht gutes Gefühl für die Farbe zu haben. Wesentlich näher am Farbton des Originals ist meiner Meinung nach immer noch „Russian Interior Green“ von XtraColor. Früher, als Ätzteile noch unlackiert waren, war man hier flexibler, Teile lackieren und danach die erhabenen Strukturen wie Schalter und Instrumenteneinfassungen andersfarbig hervorheben. Heute, sind viele Details aufgedruckt. Die fürs Bemalen hilfreichen Strukturen fehlen also. Was tun? Nach einigen Tagen Hin- und Herüberlegens habe ich mich dann doch durchgerungen, schnappte mir einen Pinsel und habe das schreiende Blaugrün mit den Farben von XtraColor händisch übermalt. In der Vergrößerung sieht man ein paar Unsauberkeiten, die aber in echt kaum bis gar nicht zu sehen sind – das Dach kommt eh zu. So konnte der Rest des Cockpits wie gewohnt lackiert werden.
BTW: Die von Eduard vorgeschlagene Farbe Aqueous 46 von Gunze trifft im Übrigen den Farbton der Vorlackierung nicht sonderlich gut.

Der nächste Schritt ist der Kegel des Eingangsteils, der im Original auch das Funkmessvisier enthält, oder zumindestens dessen Antenne. Beim Kegel standen für mich zwei Dinge an – erstens die Spitze ordnungsgemäß in Metall-Optik darzustellen und zweitens den so typischen, und oft an Modellen nicht gesehenen recht ordentlichen Glanz widerzugeben. Der Kegel wurde also etwas nachgeschliffen und mit Alclad (Aliminium) lackiert. Anschließend an der Spitze abgeklebt und in einem dunklen Grünton (Revell 62) eingefärbt. Nach dem Durchtrocknen wurde die Fläche leicht überschliffen und poliert, Fehlstellen ausgeglichen und nochmals lackiert, verschliffen und poliert (Proxxon mit Filzaufsatz). Die Basis wurde mit einem dunkleren Ton versehen (Alclad „Burnt Metall“), ist aber einen Tacken zu hell. Als ich das Teil dann in den Rumpf hielt, stellte ich fest, dass die "Grundplatte" des Kegels doch recht heftig das Licht reflektierte. Um hier die Illusion eines tiefen Loches zu erzeugen, habe ich die Stelle mit Mattschwarz überlackiert.

Als nächstes folgte das "Vernieten" der Oberflächen. Nachdem ich an den einfachen, fast planen Flächen noch etwas üben konnte, ging es auch schlussendlich an den Rumpf. Dabei ging ich so vor: der zu rändelnde Abschnitt wird mit einem eher dicken Klebeband begrenzt (orange). Sollte das Rädchen aus Versehen doch etwas weiter laufen, merkt man es besser und außerdem drückt sich der voreilige Zahn nicht sofort bis auf die Oberfläche durch. Das weiße Band ist Dymo-Band. Der Vorteil ist seine relative Steifigkeit, sodass es sich sehr einfach als gerade Linie aufkleben lässt. Letztlich dient es aber nur als Markierung - es führt also nicht das Rädchen. Eine gezeichnete Linie hätte den selben Effekt.
.. Na und dann wird das Rädchen schön mit gleichmäßigem Druck und nicht zu schnell abgerollt. Die Kunst besteht darin, den Druck auf das Rädchen über das komplette Modell gleichmäßig hinzubekommen.
Nachdem das geschafft war, konnte es an die Montage der vorgefertigten Bauteile gehen. Hier deutet sich auch schon die finale Konfiguration des Modells an. Da wo nötig wurden Spalten verspachtelt. Schleifpapier sollte nach der ganzen Nieterei natürlich eher sparsam zum Einsatz kommen. Daher wurde hier mit Nagellackentferner überschüssiger Spachtel entfernt.
Der Falschkiel fand seinen Platz und wurde ebenfalls verspachtelt und verschliffen. Die kleinen Lufteinläufe links und rechts im hinteren Bereich des selben waren so nicht vorhanden und wurden in bekannter Weise angearbeitet - abgeschnittene Kanülen eingeklebt und verspachtelt. Insgesamt ist diese Ecke auch nicht so ganz passig. Ein Teil von dem was diese Lufteinläufe nachbilden soll, war am Falschkiel angeformt. Ein Formschluss mit dem Rest des Teils, der am Rumpf vorhanden ist, wäre nur mit Mühe möglich gewesen. Also schnitt ich das Teil vom Falschkiel ab und baute es, nachdem der Kiel am Rumpf befestigt war, von hinten beginnend neu auf. Klingt schlimmer als es ist.

Eigentlich wollte ich einen Sitz von NeOmega in dem Modell unterbringen, einfach aus dem Grund, weil sie schon sehr lange in meiner Ersatzteilkiste liegen. Aber beim Vergleich mit der Nachbildung von Eduard schwante mir nichts Gutes. Zur genaueren Diagnose bemühte ich “Genossen Major Kästner“, der noch ein paar chirurgische Eingriffe benötigte, um sich an seinem Arbeitsplatz auch wohlfühlen zu können. Das Ergebnis bestätigte natürlich die Vermutung. Und da der Sitz von Eduard ja ohnehin gar nicht so schlecht aussieht, blieb es dabei - OOB!
Der linke Arm war für die Position des Schubhebels zu stark angewinkelt. Also wurde er am Ellenbogen zersägt, ein Stückchen Draht als Verbindungstück in ein vorher gebohrtes Loch in Ober- und Unterarm verklebt und so die nötige Voraussetzung für eine optimale Ausrichtung des Arms geschaffen. Anschließend wurde der Ellenbogen verspachtelt. Die endgültige Form des Arms wurde dann nach Beendigung der Operationen an beiden Armen in einem Zug erledigt.
Bei der Farbe der Gurte ist mir ein Fehler unterlaufen, der aber durch einen rechtzeitigen Hinweis von aufmerksamen Lesern des Flugzeugforums vor dem Schließen des Kabinendachs korrigiert werden konnte.

Bei der Cockpit-Montage fiel ein Spalt zwischen Instrumentenabdeckung und dem darunter liegenden Rumpfteil auf. Magic-Sculp war hier das Mittel meiner Wahl. Zwei kleine Kügelchen beider Komponenten zusammenkneten, an die betreffende Stelle am Modell drücken und dann schön mit feuchtem Finger glattziehen. Anschließend noch etwas Schleifpapier tanzen lassen und das Problem ist aus der Welt.

Für die Lackierung verwendete ich Farben aus dem Alclad-Sortiment. Nach einer Komplettlackierung in “Aluminium“ wurden die drei Tanks (Rumpf und Tragfläche) mit abgedunkeltem „Dark Aluminium“ gespritzt. Im Anschluss setzte ich einige Akzente mit "White Aluminium" und "Dark Aluminium". Die Edelstahl-Teile (Antipompage-Klappen und Lufteingangsteil) wurden mit "Steel" versehen. Bei der Schubdüse lackierte ich segmentweise den vorletzten in "Stainless Steel" und den letzte in "Steel". Die Ränder wurden mit der jeweils anderen Farbe etwas abgesetzt. Nur um am Ende festzustellen, das es genau falschherum ist. Also tat ich das Ganze noch einmal, nur dieses mal richtig - also der vorletzte Ring in "Steel" (dunkler) und der letzte Ring in "Stainless Steel". Zum Schluss erhielten die Antennen einen Überzug in Revell 62, im Gegensatz zum Lufteilaufkegel allerdings ohne Politur.

Ursprünglich sollten die Außenlasten aus drei Tanks (PTB-400) bestehen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Eduard schob in der BRASSIN-Serie die Lenkraketen RS-2U in den Handel. Das etwas antiquierte Aussehen fand ich sehr reizvoll. Also änderte ich die Pläne, beschaffte ein solches Zurüstset nebst eines für frühe Sidewinder (für eine Darstellung der R-3S) und konnte so eine typische DHS-Beladung darstellen.
Um das zu erreichen mussten zunächst die äußeren TF-Träger ausgetauscht werden. Danach montierte und lackierte ich die Raketen und brachte die vorgesehenen Decals auf. Ein wichtiges Detail an der RS-2US fehlte - die Glasantenne. Dafür zog ich ein Stück eines klaren Spritzgussrahmens über ein Kerze, längte etwas ab, bohrte ein Loch, verklebte dorthinein ein Stück 0,3mm Draht und klebte das andere Ende danach in ein bereits gebohrtes Loch am Heck der Rakete. Die endgültige Länge schnitt ich dann im montierten Zustand zu.

Der letzte Arbeitsgang betraf die Abdichtungen um die Haube. Für das Frontteil malte ich die Dichtung mit einem feinen Pinsel und Ölfarbe. Beim, beweglichen Haubenteil verwendete ich Klebeband von Kip (Kip 815). Da es etwas flexibel ist, kann man es auch schön um die Rundungen legen. Das etwas zu leuchtende Orange habe ich mit einem dünnen Film brauner Ölfarbe reduziert - der Militärmodellbauer sagt dazu wohl "Filtern".

Der Sockel besteht aus Buchenholz und wurde vom ortsansässigen Tischler zugeschnitten. Der Acrylstab wurde im Küchenofen erwärmt und bei Erreichen der plastischen Verformung gebogen. Das Modell wird ohne gesonderte Fixierung draufgesteckt, so dass es sich für den Transport separat verpacken lässt.

FAZIT
Rückblickend begeistert mich der Bausatz immer noch, hier kommt alles Gute zusammen. Ganz wichtig: die Form stimmt, und zwar in einer bisher kaum erreichten Art und Weise. Das im Zusammenhang mit der ausgezeichneten Passgenauigkeit und der überdurchschnittlichen Detaillierung setzt Maßstäbe. Ich bin mir sehr sicher, dass man noch sehr viele gebaute Modelle aus diesem Bausatz sehen wird. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Bausätzen, die ebenfalls tolle Originale nachbilden, aber letztlich doch in irgendwelchen Stapeln ihr Schattendasein fristen. Danke Eduard für diesen tollen Bausatz.

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