Eduard 1:72
Focke Wulf Fw 190A-8
9./JG 54
Sommer 1944
Frankreich


von Kai Röther


Die Fw 190 ist für mich eines der faszinierendsten Flugzeuge. So ist es also nur natürlich, dass ich mir ziemlich sofort nach dem Erscheinen des Bausatzes so ein/zwei Exemplare besorgte. Nach dem ersten Öffnen des Kartons machten sich jedoch nicht nur Euphorie breit. Die 72er Ausgabe hatte so ziemlich alle Schwachstellen des 48er Modell geerbt. Als da wären die zu dünnen Räder, die missratene Form des Seitenleitwerkes und die etwas zu flach ausgeführte gewölbte Kabinenhaube. Im Gegenzug machte Eduard bei diesem Bausatz jedoch eine ganze Menge richtiger als die bisherigen Anbieter einer Fw 190 in diesem Maßstab. Voran natürlich die vorbildgerechte Ausgestaltung des Fahrwerksschachtes, die allgemein sehr gut getroffenen Proportionen und natürlich, die wie immer reiche Auswahl an Markierungsvarianten. Irgendwann kam bei mir dann noch die Royal Class Box hinzu, was die Vielfalt der Bemalungsvarianten quasi unerschöpflich machte.
Was also tun mit diesem Modell. Nach einigem hin und her entschied ich mich für die „Gelbe 2“ vom JG-54, wie sie im Sommer 1944 in Frankreich fotografiert wurde.

Niete
Begonnen habe ich mit der Vernietung der Oberfläche. Dazu habe ich entsprechende Pläne gescannt, nachbearbeitet und auf Klebefolie ausgedruckt. Diese habe ich dann auf die zu rändelnde Fläche geklebt um dann eine vorzügliche Orientierung für das Rädchen zu haben. Auf planen Flächen funktioniert das sehr gut.

Konfiguration innen
Als nächstes war die finale Konfiguration festzulegen. Das Ziel bei diesem Modell war von vornherein, dass eine der beiden Seiten etwas vom Innenleben zeigt, während die andere Seite möglichst geschlossen bleiben sollte. Also habe ich erstmal aus dem Zubehörsatz für den Motor (Eduard Brassin) eine Perlenkette gefummelt. So konnte ich dann alles Wichtige zusammenstecken und schauen wie das wirkt und ob das so fuktioniert.

Cockpit
Und schon ging es los mit dem Cockpit. Auch hierbei griff ich zu Eduards Brassin Sets. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass die Cockpitwanne zu schmal ist. Da ich die Tragflügeloberseiten wegen der Fahrwerksschächte an den Rumpf klebte, bevor ich sie mit den Unterseiten verband, stimmte im Anschluss der Winkel der Tragflächen nicht mehr. Das bedeutete fast das Ende des Projektes.

Rumpf
Natürlich folgte umgehend die Rumpfmontage. Die Rumpfklappe sollte ebenfalls geöffnet sein, allerdings nur einen Spalt breit, so wie man es häufiger auf Bildern sieht.
Als nächstes stand die Korrektur des wohl größten Problems des Bausatzes an. Die Seitenleitwerksflosse hat eher die Form eines Keils denn eines Bauteils mit aerodynamischer Funktion. Auf dem Foto sieht man im Vordergrund die Korrektur, dahinter liegt ein unveränderter Rumpf. So ganz trifft es die Form noch nicht, es ist aber schon besser als vorher.

Landeklappen
Parallel dazu beschäftigte ich mich mit den Landeklappen. Auch das ist ein Ätzteilsatz von Eduard. Die Verarbeitung ist für eine Darstellung voll ausgefahrener Klappen in Ordnung. Möchte man die Klappen in Startstellung montieren, sind die Materialstärken störend. Hier half nur Weglassen und grober Materialabtrag.

Motor
Nächster Programmpunkt war der Motorraum. Klappe hinter dem Motorraum ist in keinem der vielen zusätzlichen Sets vorhanden und war demzufolge zu scratchen. Zur finalen Montage waren noch ein paar Schnitzereien im Rumpf nötig. Den Motorhalter habe ich nur gebaut, damit der Baubericht hier etwas farbenfroher ist. Die Kabel hinter dem Motor hatte ich mehrmals erstellt, bis sie mir gefielen. Ähnlich erging es mir mit dem ETC (Aussenlastträger). Diesen habe ich dreimal gebaut. Grundsätzlich sind dessen Halteklauen im Bausatz zu dick und die Justierstangen nebst Spritleitungen nicht vorhanden, also alles neu. Weitere Details betrafen das Revi, die Schusskamera in der linken Tragflächenvorderkante. Für die Waffenläufe bohrte ich die ursprünglichen Montagelöcher etwas auf, verklebte ein Rundprofil, welches danach mittig aufgebohrt wurde. So kann man die Läufe schön zentriert verkleben.

Cockpithaube
Diese Cockpithaube sieht man eigentlich immer, also aus fast jedem Blickwinkel, daher kann man sich hier ruhig etwas austoben. Die Grundkonstruktion mit dem Kopfpanzer und dessen Abstützung ist im Bausatz sehr gut wiedergegeben. Das selbe trifft auch auf die Ätzteilesätze zu. Was mir aber dann doch fehlte, war die Antenne. Diese geht vom Rumpf durch die Haube über eine Umlenkrolle in Richtung Seitenleitwerk. Was spricht also dagegen, das mal umzusetzen? Verwendet wurde dafür das „Rig that thing!“ von Uschi van der Rosten. Ein elastisches Gummiband, welches dafür wie geschaffen ist. Und weil das so gut funktionierte, habe ich die Halteseile der Panzerplatte auch gleich noch damit nachgebildet.

Fahrwerksklappen
Ein Spritzgussteil ist für die Darstellung von Fahrwerksklappen in den meisten Fällen eigentlich zu dick. Alternativen aus Fotoätzteilen funktionieren manchmal, aber nicht immer. Bei diesem Projekt konnte ich mich lange nicht entscheiden. Letztlich habe ich dann doch zu den Bausatzteilen gegriffen, aber diese durch "Schaben" geschärft.

Lackierung
Nachdem alles schön eingepackt wurde, konnte es nun an die Lackierung gehen. Ich bin eigentlich keiner, der grundsätzlich und immer grundiert. Allerdings habe ich lernen müssen, dass manche Farben einfach besser halten, wenn ein Haftvermittler drunterliegt, so zum Beispiel AlcladII. In diesem Falle war eine dünne Schicht Acrylfarbe das Mittel der Wahl (RLM 66). Ich lackiere seit einiger Zeit sehr gerne mit Gunze-Farben, so auch hier. Eine Sichtkontrolle ergab keine Oberflächenprobleme. Also konnte im Anschluss direkt AlcladII Dark Alu aufgetragen werden.
Nachdem das gut durchgetrocknet war, kam eine Schicht „AK WORN EFFECT - CHIPPING Acryl FLUID“ (das grüne Zeug) oben drüber. Danach wurde es dann langsam spannend. Die Vorschattierung begann ich mit einem satten Schwarz, mit welchem jede Nietreihe und jede Panellinie lackiert wurde. Im Anschluss wurden die Flächen dazwischen teilweise mit Weiß betont. Im Anschluss wurde dann die eigentliche Tarnfarbe aufgetragen. Das zog sich über mehrere Sitzungen, da ich sehr dünn und lasierend lackierte. Hilfreich hierbei war die Entfernung der Nadelkappe an der Spraygun und der großzügige Einsatz von Verzögerer bei der Verdünnung der Farbe. Für die dunkelste Farbe schnitt ich mir für die Tragflächen aus Pappe ein paar Masken, die dann „schwebend“ verwendet wurden.
Die Hoheitszeichen und taktischen Markierungen kamen als nächstes auf das Modell. Die gelben Nummern und Balken sind Decals aus der Royal Class Box. Die Decals für die Balkenkreuze wollte ich eigentlich zerschneiden und die jeweils vier Winkel separat auftragen. Das war aber eine Fummelei, die irgendwann nur noch nervte. Jetzt hat einer meiner besten Buddys schon seit längerem einen Schneidplotter am Start, und mich auch schon dieses oder jene Mal mit geplotteten Masken versorgt (Einen herzlichen Dank an dieser Stelle!). Was lag also näher, als diesbezüglich mal endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Also flux so ein Gerät inkl. Software gekauft, und ab die Post. Das ging sogar so gut, dass auch die Trittflächenbegrenzungen auf den Tragflächen auf diese Weise entstanden.
Für die Balkenkreuze unter den Tragflächen griff ich allerdings wieder zu Abziehbildern aus dem Bausatz. Nachdem das erledigt war, konnte ich endlich das Chipping mit dem AK-Wundermittel ausprobieren. Das funktioniert echt gut. Nun war es an der Zeit einen meiner mittlerweile fast liebsten Arbeitsschritte anzugehen - „Verdrecken“ mit Ölfarbe und Terpentinöl. Die Kombi ist für mich im Moment echt unschlagbar. Man kann die Ölfarbe so dünn ausziehen, das wirkt dann fast wie gespritzt. Der Propeller hat auf der Rückseite ein dezentes Fading erhalten.

Grundplatte
Die Grundplatte besteht wie immer aus gewachstem Buchenholz. Beim Schriftzug „JG 54“ leistete der Schneidplotter ganze Arbeit. Das sind Reste von der Holzdeckdarstellung einer 1:350er Tirpitz. Für den Schriftzug „FW 190A-8 – Eduard 1/72“ erstellte ich ebenfalls mittels Schneidplotter eine Lackiermaske und konnte so recht komfortabel mit Spritzpistole lackieren. Der Grünherz-Button ist aus der 48er Limited Edition zum Thema JG-54 von Eduard.

Fazit
Schöner Bausatz mit wenig Problemen. Wenn man sich die Umbauten und Schnitzereien verkneift, sicher schnell gebaut.

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