Hasegawa 1:72
KAWANISHI N1K1
951. Kokutai
Sasebo Air Base
Japan 1945


von Jörg Schlegel


Der Entwurf
dieses wassergestützten Jagdflugzeuges geht auf die japanischen Expansionsabsichten im Pazifik Ende der dreißiger Jahre zurück. Ziel war es ein offensives Kampfflugzeug in der Hand zu haben, um von kleineren Inseln und Atollen, die keine Flugplätze hatten bzw. von denen der Einsatz von Trägern nicht lohnte, zu operieren.
Beauftragt wurde die Firma Kawanishi, die einen Prototyp mit Zentralschwimmer und zwei gegenläufigen Zweiblattpropellern entwickelte, der am 6. Mai 1942 das erste mal geflogen ist. Die gegenläufigen Propeller sollten die negativen Auswirkungen des Drehmoments beim Start beseitigen. Technische Schwierigkeiten mit dem Untersetzungsgetriebe zwangen letzten Endes dazu, diese Idee wieder zu verwerfen. So wurden die Serienmaschinen, die erst ein Jahr später zur Truppe kamen, mit einem konventionellen 3-Blatt-Propeller ausgerüstet und der langen Untersetzungsgetriebeverkleidung des Kinsei 14 Motors, welche schon vorproduziert waren. Daher noch die etwas längere Nase des frühen Produktionsloses. Spätere Serienmaschinen sahen dann mit einem normalen Untersetzungsgetriebe noch konventioneller aus.
Da Japan 1943 bereits deutlich in die Defensive gedrängt war, konnte die „Kyofo“ nur noch behelfsmäßige Verteidigungsaufgaben übernehmen, wie z. B. die Verteidigung von Ölraffinerien auf Borneo. 1944 sollen vom japanischen Festland aus sogar Maschinen für die Abwehr von China einfliegender B-29 gestartet sein. Insgesamt wurden von der N1K1 nur 97 Stück gebaut.
Das die Kyofo doch noch eine erfolgversprechende Konstruktion war, beweist die Tatsache, dass aus dem Schwimmflugzeug mit der N1K1 Shinden bzw. der N1K2 Shiden-Kai eines der besten Land-/Trägerflugzeuge der japanischen Marine entwickelt wurden.

Das Modell
von Hasegawa gibt es seit etwa 10 Jahren in einer „early“ und einer „late“ Version. Die Plastikteile sind sauber gespritzt und geben die Form dieses außergewöhnlichen Flugzeuges sehr gut wieder. Auffallend ist ein Vollplastikklotz, der als Gewicht in den vorderen Teil des Schwimmers eingebaut werden soll, weiterhin ein leider etwas grob wiedergegebener Transport-wagen. Der Rumpf teilt sich im vorderen Bereich noch mal in zwei Teile auf, um die Versionsunterschiede exakt wieder zu geben. Eine Überraschung der ganz anderen Art, für die der dafür zuständige Mitarbeiter bei Hasegawa vor Scham im Boden versunken sein müsste und er seinen Jahresurlaub der Firma zur Verfügung gestellt haben dürfte, gab es dann doch noch: Die Position der Ausschussöffnungen der im Tragflügel beherbergten 20 mm Kanonen sind um eine Rippe zu weit nach außen versetzt. Sie liegen genau über den Hülsenauswurföffnungen der Unterseite.
In der Draufsicht der Bemalungsanleitung lässt sich die korrekte Position erkennen. Außerdem ist eine Gravur an der Vorderkante der rechten Tragfläche zu kurz geraten, die der Symmetrie halber genauso wie links aussehen sollte. Nichts desto trotz, solche Fehler zu korrigieren macht ja wirklich noch richtig Spaß.
Da sich aber abzeichnete, dass der weitere Zusammenbau in weniger als drei Wochen erledigt sein würde (was bei diesem Arbeitstempo auf das Jahr gerechneter ein Absinken meiner Bausatzstapel um satte 5 % bedeutet hätte) mussten dringend einige Maßnahmen zur Belebung des Modells ergriffen werden, als da wären:

Die Detaillierung des Cockpits
begann mit den Ausdünnen der Rumpfhälften und dem Einkleben von Spanten. Sehr nützlich zur weiteren Detaillierung erweist sich der farbige Ätzteilbogen Nr. 73223 von Eduard für die N1K1 Shinden, von welchem man viele Teile verwenden kann. Von Falcon gibt es eine dreiteilige Haube, die das einteilige Bausatzteil sinnvoll ersetzt. Im Frontteil ist dann auch genug Platz für ein Visier aus dem Quikboostprogramm.

Der offene Waffenschacht
wurde in Scratchbauweise realisiert. Dazu habe ich innerhalb der abzunehmenden „Bleche“ das Material auf der Oberseite der Tragfläche mit einer rechteckigen Klinge tiefer geschabt. Das Mittelteil wurde ausgebohrt und nachgefeilt. Die Ränder wurden entsprechend der Nieten mit 0,3 mm Bohrungen versehen. Die Darstellung der Rippen und Spanten erfolgte mit Plastiksheet. Die Kanone ist ein Eigenbau, die Munitionstrommel stammt von Aires.

Landeklappen und Querruder
wurden der Einfachheit halber aus einem zweiten Bausatz ausgesägt und angepasst. Da die Landeklappen aber in der Art von Fowler-Klappen nach hinten und unten ausfahren, musste auch der freiliegende Bereich an der Tragflächenunterseite überarbeitet werden. Dazu dienten hier auch Originalfotos der Shiden-Kai, die nicht nur in diesem Bereich sehr ähnlich aufgebaut ist. Die Anlenkungen entstanden an Draht und Kanülen.

Der Triebwerksbereich
sollte durch offene Kühlerklappen auch noch ein wenig belebt werden. Das Herausarbeiten der Öffnungen war ziemlich aufwendig, da die Schlitze eigentlich nur halbseitig offen sind und an der Hinterseite stromlinienförmig nach innen verlaufen. Das bedeutete viel Schnitzen und Schleifen auf engstem Raum. Die Klappen selber entstanden aus 0,15 mm Messingblech. Innen sind Zylinder und ein Abgassammelring angedeutet. Von dem gut modellierten Motor ist konstruktionsbedingt nach dem Einbau der Propellerbaugruppe leider nur noch wenig zu sehen.

Der weitere Zusammenbau
ging problemlos von statten. Lediglich die Oberfläche wurde mit einem Mini-Zahnrad-Roller noch vernietet. Schwimmer, Propellerbaugruppe, Querruder und Landeklappen sowie der bewegliche Teil der Kanzel wurden erst nach der Lackierung montiert.

Die Lackierung
begann mit der Grundierung des Modells. Nach kleineren Korrekturen erfolgte der erste Farbauftrag auf der Unterseite mit Mitsubishi Navy Grey von Aeromaster, danach zwei Lagen Ameiro von JPS. Nun folgten die gelben Identifikationsstreifen an der Flügelvorderkante. Für die Oberseiten mischte ich Mitsubishi Navy Green mit einem Schuss Blau, was dem Vorschlag der Bauanleitung entspricht. Die Übergänge wurden mit Papp-Schablonen abgedeckt. Nach dem Durchtrocknen wurde das Grün auf den stoffbespannten Rudern und einigen anderen Stellen vorsichtig mit sehr feiner Stahlwolle angeschliffen. Dies ergibt eine interessante Farbschattierung und verleiht dem Modell einen leicht abgenutzten Eindruck
. Die Hinomarus (Hoheitszeichen) wurden mit Hilfe ausgestanzter Schablonen aufgesprüht. Am Rumpf erhielten diese noch weiße Ränder, die später wie beim Original mit Grün wieder übermalt worden sind. Alterungsspuren sind nur sparsam angebracht, da die Maschinen wohl nicht so oft zum Einsatz gekommen sind.
Ich habe mich für ein Exemplar entschieden, dass in Quelle 1 und 5 als Profil abgebildet ist und von welchem ich glaube, es in Quelle 2 auf Fotos als amerikanische Beutemaschine identifiziert zu haben.

Fazit
Ein toller Bausatz eines interessanten und schön anzuschauenden Flugzeuges, dass mit geschlossene Kanzel und den Korrekturen der Ausschussöffnungen in jedem Fall an drei Wochenenden fertig sein sollte.

Quellen

  • 1. MODEL ART No 510
  • 2. BROKEN WINGS OF THE SAMURAI (Robert C. Mikesh)
  • 3. Mechanism of Military Aircraft No 1
  • 4. Aero Detail 29 Shiden-Kai
  • 5. Revi No 10

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