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Tupolew Tu-128 „Fiddler“ von Bernhard Pethe

Amodel 1:72

Als zur großen Luftparade am 9. Juli 1961 der Himmel über Moskau vom Triebwerksdonner schwanger war, war eine Maschine zu sehen, die von ausländischen Beobachtern, aufgrund ihrer Bewaffnung gleich als Jäger identifiziert und eingeordnet wurde. Der NATO- Code Name „Fiddler“ war schnell gefunden. 
Erst später sprach man in der sowjetischen Presse verhalten von einem Überschall- Mehrzweckflugzeug, das die unendlichen Weiten des russischen Luftraumes sicher schützen konnte. 
Was aber keiner wusste, es waren damals nur zwei Exemplare dieser Maschine flugbereit und sie stand erst am Anfang ihrer Entwicklung. 
Die Entwicklung verlief trotz der damaligen Zeit und unter den speziellen Umständen, relativ gradlinig. Vorläufer waren die Projekte Samoljot „98“ und „122“, die nicht in Serie gingen, aber in die schon viel Entwicklungsarbeit geflossen war und die bereits Grundzüge des Projektes „128“ aufzuweisen hatte. Das ganze Projekt wurde als sogenannter „Komplex Tu-28-24“ in Angriff genommen. Dazu zählte mit den gleichen Prioritäten auch eine weitreichende Radaranlage und die entsprechende Raketenbewaffnung. 
Im OKB Tupolew wurden die Arbeiten anfänglich von D.S. Markow geleitet, der aber später von I.F. Neswal abgelöst wurde. 
Am 18. März 1961 machten M. Kozlow und K. Malchasjan den Erstflug, der 30 Minuten dauerte. Neben dem Bau des Prototyps bekann ohne die Erprobung abzuwarten, bereits Anfang 1960 im Flugzeugwerk Nr. 64 in Woronech, eine Vorserienfertigung von vier Flugzeugen. Eines dieser Flugzeuge war als Ersatzmaschine damals bei der Luftparade über Moskau zwar in der Luft, war aber nicht zu sehen. Die Erprobung verlief nicht ohne Probleme und zog sich über das ganze Jahr 1961 hin. 
Mit dem Befehl Nr.00134 des Verteidigungsministers vom 12. Dezember 1963 wurde die offizielle Bezeichnung geändert. Der ganze Komplex hieß nun Tu-128S-4, das Flugzeug Tu-128 und die Raketen R-4R und R-4T. Am 18. September 1964 unterschrieb Marschall K.A. Werschinin das Abschlussdokument der gemeinsamen staatlichen Erprobung. 1966 wurde beschlossen ein Schulflugzeug aus der Tu-128 abzuleiten und stand 1971 zur Verfügung. Von 1962 bis 1970 wurden 188 Abfangjäger und 10 Schulmaschinen gebaut. 
Real konnten 6 Geschwader aufgestellt werden, die mit je 3 Staffeln zu 9 bis 12 Flugzeugen ausgerüstet waren. Als Ende der 80er Jahre die Umrüstung der Jagdgeschwader auf die MiG-31 begann, waren viele der Tu-128 noch nicht abgeflogen. Allgemein war die Tu-128 sehr beliebt und sehr zuverlässig. Das Fliegen mit Überschallgeschwindigkeit war weniger anstrengend als mit der Su-15 oder mit der MiG-31. Auch vertrug sie die rauen Einsatzbedingungen in der Polarregion besser, als ihr Nachfolger. 

Der Bausatz mit seinen 165 Teilen ist ein typischer Vertreter der Short- run Kategorie. 
Abstriche bei der Spritzqualität muss man da schon mal hin nehmen. So lange wie die Gravuren zu erkennen, sind sie recht gut. Aber häufig fehlen sie und dann wird es aufwendig. Was den Bausatz letztlich auszeichnet, der Maßstab 1:72 wird korrekt eingehalten. Wichtigste Bauunterlage, eine Maßstabszeichnung aus der Awiazia Wremja Nr.2/97.
Der Zusammenbau gestaltet sich nicht so einfach, was man ja bei Amodel auch nicht erwarten muss.
Der gesamte Bauablauf war ein einziges Durcheinander zwischen der Vorgabe in der Bauanleitung und dem sinnvoll Machbaren. 
Nicht überzeugen können die im Bausatz vorhandenen Schubdüsen mit den verstellbaren Nachbrennersegmenten. Unter Verwendung der vorhandenen Teile wurden die Schubdüsen nach Fotos überarbeitet und in die richtige Form gebracht. 
Einen Arbeitsschritt den alle Bauteile durchlaufen mussten, das Nachzeichnen einer nichtzählbaren Anzahl von Nietreihen. 
Mit einem Rändelrädchen passender Größe ist das keine allzu schwere Angelegenheit, trägt aber ungemein zum optischen Gasamteindruck am fertigen Modell bei. 
Eine alte Modellbauweisheit besagt, mit der Farbgebung steigt und fällt der Gesamteindruck eines jeden Modells. 
Alclad II Aluminium heißt bei mir das Mittel der Wahl. 
Die im Bausatz enthaltenen Decals habe ich nicht verwendet, da der Trägerfilm für das Metallicerfinish etwas trüb war. So musste etwas passendes aus meiner Decalsammlung gefunden werden, was dann für mich auch nicht sehr schwierig war. 

Es war wieder einmal die erwartete, schwere Geburt. Projekte, die sich über mehrere Jahre hinziehen, sind eigentlich kontraproduktiv, da man immer wieder von neuem beginnt und so etwas ist letztlich gar nicht mein Fall. 
So lange wie man sich aber immer wieder motivieren kann, finden auch solche Modelle ein gutes Ende. 

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