Special Hobby 1:72
Sikorsky CH-37 B Mojave
c/n.58-005
Airbase Illesheim
1959


von Bernhard Pethe


Das Sikorsky Modell S-56 wurde in den fünfziger Jahre entwickelt und flog nach dreijähriger Entwicklungszeit erstmals 1953 unter der Bezeichnung XHR2S-1. Ausgehend von 1954 wurden 94 Exemplare des ersten Bauloses CH-37A geordert und bis 1956 ausgeliefert. Der Sikorsky S-56 wurde von der United States Army als H-37 Mojave bezeichnet und beim US Marine Corps hörte sie vorerst weiter auf den Namen HR2S. 1962 wurde sie im Rahmen des United States Tri- Service Aircraft Designation Systems zu CH-37 umbenannt. Mitte der sechziger Jahre wurden alle Einheiten der Army und Marine mit der verbesserten CH-37B ausgestattet. Das USMC flog ab 1962 auch die Variante CH-37C. Gerade beim USMC war die Mojave sehr beliebt, konnte sie doch 26 voll ausgerüstete Soldaten transportieren.

Über viele Jahre galt der CH-37 als der größte Helikopter der westlichen Welt. Er verfügte als erster Hubschrauber der Sikorsky-Reihe über zwei Antriebsmotore. Zwei Pratt & Whitney R-2800 "Double Wasp" wurden an Auslegern, rechts und links des Rumpfes montiert. Das zentrale Getriebe trieb einen Fünfblattrotor an. Der Rumpf des Transporthubschraubers blieb so weitgehend frei von Einbauten und man konnte für die damalige Zeit, viel Ladung unterbringen. Zum Be- und Entladen wurden zwei große Tore in der Rumpfnase geöffnet.
Insgesamt wurden 154 Exemplare gefertigt. Mit einer Länge von 26.8 m und einer Höhe von 6.71 m erreichte er eine Spitzengeschwindigkeit von 211 km/h und kam mit einer Kraftstofffüllung etwa 400 km weit. Der CH-37 war der letzte Hubschrauber bei Sikorsky, der mit Kolbenmotoren ausgerüstet war. Der Hubschrauber wurde in Vietnam als Kampfzonentransporter eingesetzt und war auch zeitweise in den 50er Jahren in Deutschland auf den Airbase in Illesheim und Oberschleißheim stationiert.
Das hier gezeigte Modell mit der c/n.58-005 stand 1959 auf der Airbase in Illesheim im Einsatz.


Bausatz:
Special Hobby hat etwas Zeit gebraucht, bis der Bausatz endlich fertig war. Erstmalig 2004 war das Modell auf der Nürnberger Messe angekündigt. Wie bei Special Hobby allgemein üblich, Spritzgussteile, gemischt mit Resin- und Fotoätzteilen, alles fein säuberlich verpackt. Die für einen SR- Bausatz typische Nacharbeit der Plastikteile hält sich in Grenzen. Die feinen Gravuren passen gut zum optischen Eindruck des gesamten Modells. Auf einige spezifischen Eigenheiten dieses Bausatzes gehe ich in der Baubeschreibung ein.

Wo anfangen?
Hubschraubertechnisch vorbelastet, hat mich das Antriebskonzept des CH-37 interessiert. Das dieses Sikorsky Modell nicht zu den elegantesten Hubschraubern zählt, war mir schon bewusst. Aber nichts auf der Welt interessiert die Leute mehr, als das Schöne und das Hässliche. Den letzten Anstoß, das Modell zu bauen, waren die vielen guten Fotos die im Internet kursieren. Also stand schon früh fest, die Tragschraubenblätter werden angeklappt. Das macht zwar modellbautechnisch einen höheren Aufwand, aber das fertige Modell lässt sich gut verpacken und auf den Ausstellungen präsentieren. Um auch ein Ende des Projektes abzusehen, musste der Frachtraum verschlossen bleiben. Mit diesen Prämissen ging ich dann ans Werk.

Das Cockpit besteht weitestgehend aus Resinteilen, die mit Fotoätzteilen verfeinert werden. Passprobleme gab es nur mit den beiden Pilotensitzen, die laut Plan zu weit außen sitzen, so das nachher die Kabinenhaube nicht mehr auf den Rumpf passt. Das fertige Cockpit macht dann doch einen sehr guten Eindruck. Also entschloss ich mich kurzerhand, die seitlichen Schiebefenster auszusägen und diese offen darzustellen.
Da nun im Rumpfinneren (Frachtraum) überhaupt keine Einbauten vom Bausatz her vorgesehen sind, konnte ich nicht umhin, wenigstens einen Frachtraumboden einzupassen und den Rumpf nach hinten mit einem passenden Spant abzuschließen. Vorn, durch die Fenstern der Ladetore hat man einen guten Einblick in den Frachtraum. Hier musste noch ein Blickfang eingebaut werden, der die weitere "Durchsicht" nach hinten stoppt. Beim Original befinden sich hier zwei hochgeklappte Einfahrrampen. Diese wurden dann auch noch in Eigenregie angefertigt und an ihren Platz befestigt. Damit war meine erste Projektplanung schon wieder hinfällig.

Eine weitere Detaillierung wäre nach Fotos durchaus machbar gewesen, aber das hätte meinen zeitlichen Rahmen gesprengt. Also habe ich den Frachtraum so gestaltet, das die wichtigsten Dinge wie Spanten und Sitze nur farblich angedeutet wurden.
Den gleichen Kompromiss musste ich auch bei den beiden Triebwerksgondeln eingehen. Die großflächige Vergitterung durch einen passendes Drahtgeflecht zu ersetzen, hätte den kompletten Ausbau des Triebwerkinnenlebens zu Folge gehabt. Dies hätte dann alles Scratch passieren müssen und dazu hatte ich echt keine Lust. So musste auch dieser Bereich farblich so zurecht gestutzt werden, das es wenigstens so aussieht, als sei dort ein Lüftungsgitter. Die feine Strukturierung der Spritzgussteile erleichtert die Sache.
Die Triebwerksgondeln bestehen aus acht Teilen, die vorher gut trocken angepasst werden sollten. Vorher muss der Fahrwerksschacht mühselig eingepasst werden. Ein schwieriges Unterfangen, das einem Modelleinsteiger nicht zugemutet werden kann. Der Bereich der Abgasrohre ist in soweit korrekt, als dass man die Blechabdeckung über den Rohren gelassen hat. Nur die meisten Mojave flogen aus thermischen Gründen in diesem Bereich, ohne dieses Blech. Im Schacht wurden zusätzlich ein paar Leitungen nach Fotos installiert.
Die am ganzen Rumpf verteilten Haltegriffe wurden aus Kupferdraht angefertigt, da die auf der Fotoätzplatine mir zu flach waren. Auf der rechten Rumpfseite, in Höhe des Triebwerkes, musste ein Messsondenhalter scratch angefertigt werden. Im Bausatz auch nicht vorhanden, die rote Blinkleuchte auf dem Heckrotorgetriebe. Überarbeitungsbedürftig war auch das Scharnier zum Klappen der Heckflosse.
Eine Unstimmigkeit die mir einige Kopfzerbrechen bereitet hat, ist die Länge der Kraftstoffzusatzbehälter. Ohne diese war kaum eine CH-37 unterwegs. Aber trotz intensivster Recherche sind mir diese langen Behälter aus dem Kit noch nicht untergekommen. Es mag ja durchaus sein, dass es spezielle Long- range Behälter gegeben hat, aber an den Decalvarianten, die Special Hobby uns anbietet, sind sie nicht zu finden. Also wurde aus diesen Behältern mittig ein Stück herausgeschnitten und das Vorder- und Hinterteil wieder zusammengeklebt.

Fahrwerk:
Die seitlichen Stützen der Hauptfahrwerksbeine worden aufgebohrt. Zwei zusätzliche Bremsleitungen aus dünnen Bleidraht führen von den Rädern in den Fahrwerksschacht. Die beiliegenden Fotoätzteile verfeinern das Fahrwerk ausreichend. Nicht verwendet habe ich die Verzurrösen, diese wurden aus dünnem Kupferdraht neu angefertigt. Im Radschacht wurde ein zusätzlicher Arbeitszylinder zum betätigen der Fahrwerksbeine eingebaut. Das Spornfahrwerk wurde vom Rad getrennt und ein neues Rad wurde in die Spornradgabel eingeklebt.

Rotor und Tragschraube:
Der Rotorkopf ist ein Resingussteil. Die Detaillierung ist vom Hersteller sehr vereinfacht worden. Ich habe den Rotorkopf von allem Anbauten befreit und neu aufgebaut. Da die Tragschraubenblätter in Transportstellung geklappt werden sollten, mussten neue Blattaufhängungen angefertigt werden. Eine aufwendige Angelegenheit, da hier 20 Kammstücke ausgeschnitten und mit zwei Bohrungen versehen werden mussten. Die Kammstücke wurden danach mit den Drehgelenken versehen, die am Rotorkopf befestigt wurden. Damit die Blätter dann auch an die Kammstücke passten, wurden auch die Blattanschlüsse entsprechend umgearbeitet. Die Tragschraubenblätter wurden nach Vorbild an den Blattenden begradigt.
Die Transporthalterung der Tragschraubenblätter im Heckbereich wurde ausschließlich nach Fotos aus entsprechenden Plastikröhrchen angefertigt.
An der Heckschraube wurden lediglich die Blätter etwas dünner geschliffen.

Farbgebung und Decals:
Bei der Farbgebung für dieses Modell konnte ich zwischen Neulackiert Glänzend und Ausgeblichen Supermatt wählen. Auch Zwischenlösungen sind durchaus denkbar.
Aber so verwittert, wie sie zur Zeit im Pima Air and Space Museum steht, wollte ich sie auch nicht darstellen. Der komplette Rumpf wurde mit Xtracolor Nr.251 gespritzt. Nach dem trocknen wurde mit einem dunkleren Grün die Paneellinien nachgezeichnet. Die letzte Finish brachte das Aufhellen mit X 408. Das betraf vor allem die Bereiche der TW- Gondeln um die Abgasanlage, wo der Grundanstrich durch die TW- Hitze ausgebleicht sind. Weiterhin waren dies die Bereiche unterhalb der Fensterflächen, wo durch Regen die Farbe heller ist. Es gibt dann noch andere exponierte Stellen, wo mit einer 0,2er Düse etwas "gezaubert" wurde.
Im Bereich der Lüftungsgitter an den Triebwerken kam sehr flüssige braun/schwarze, matte Farbe zum Einsatz. Nach dem Trocknen wurde mit einem hellen Grau Trockenbemalt.
Die Decals lassen sich sehr gut verarbeiten. Weichmacher vertragen sie gut, man muss ihnen nach der Behandlung nur etwas Ruhe gönnen. Vor allem die bayrisch, weis/blaue Rautenverzierung am Bugtor erfordert hier etwas Geduld und Fingerfertigkeit. Zum Abschluss wurde mit Mattlack ein leichter Seidenglanz aufgesprüht.


Abschluss- und Komplettierung:
Mit dem Anbau der vormontierten Fahrwerke kommt das Modell erstmals auf seinen Rädern zum stehen. Auch die Heckschraube wurde nun angeklebt.
Etwas puzzellig wird der Anbau der geklappten Tragschraubenblätter. Dies war mir schon bewusst, aber ohne Fleiß keinen Preis. Zuerst wurde der Tragschraubenkopf befestigt und danach die Halterung am Heckbereich angeklebt. Da die Drehgelenke und Kammstücke beweglich waren, musste jetzt nur der richtige Winkel nach hinten ermittelt und eingestellt werden. Die hinteren Haltelaschen für die Blätter waren auch noch beweglich, um hier genau die Haltestangen zu treffen. Der Rest ist eine Sache für den Sekundenkleber.
Nun kommt auch der Moment, wo man nicht mehr so recht weis, wo fasse ich das Modell noch an? Ich habe mir dann eine kleine Helling aus Styropor gebaut, die nun, wo das Modell fertig ist, als Transportsicherung von Nutzen ist.
Viel ist ja nicht mehr zu machen, bis auf die beiden Antennenhalter unterm Rumpf mit einem dünnen Faden zu versehen und die beiden filigranen Scheibenwischer anzukleben.
Letztendlich habe ich die seitliche Schiebetür doch ein Stück offen gelassen. Damit der Einblick in den Frachtraum aber doch nicht so einfach ist, musste eine Techniker in die Tür stehen.

Fazit
Spezial Hobby bietet keine "Schüttelbausätze". Sie bereichern zwar das Bastelangebot mit oft ausgefallenen Typen, aber die Bausatzzusammenstellung aus den unterschiedlichsten Materialien, macht die Bastelarbeit wegen diverser Passprobleme nicht leichter. Fehlerhafte Recherchen und das Weglassen von Details aus Kostengründen verschlimmern die Sache noch. So bleibt es dann dem Modellbauer überlassen, wie weit er bei seiner Arbeit am Modells gehen will. Trotzdem entstehen immer wieder sehenswerte Modelle, die aber immer der Bastelwut des Erbauers geschuldet sind.


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