Hobby Boss 1:72
Mil Mi-4A
Taktisches Kennzeichen: 538


von Bernhard Pethe


Geschichte
Im September 1951 begann unter Einbeziehung der Erfahrungen mit der Mi-1 und aufgrund der Notwendigkeit einen größeren Hubschrauber für militärische und zivile Einsatzzwecke zu schaffen, die Projektierung eines 12sitzigen Transporthubschraubers. Dem Kollektiv um M.L. Mil wurde für die Umsetzung und Realisierung nur ein Jahr Zeit gegeben. Der Erstflug der Mi-4 muss im Mai 1952 stattgefunden haben. Der erste Prototyp war noch mit dem Sternmotor Schwetzow Asch-62IR mit 1000 PS reichlich unter motorisiert. Erst bei den Folgemustern und Serienmaschinen kam der 14 Zylinder Doppelsternmotor Asch-82W mit 1125kW (1700 PS) Startleistung zum Einbau. Bereits im Sommer 1952 sind die ersten Serienhubschrauber ausgeliefert worden. Wegen der gestrafften Flugerprobung flossen in der Folgezeit viele Änderungen in die Serienfertigung ein. Große Probleme bereitete die Festigkeit und somit die Betriebsdauer der Tragschraubenblätter, die erst mit einer grundsätzlichen Änderung der Technologie 1955 beseitigt werden konnte. Im Zeitraum von 1956 bis 1960 wurden mehrere Nutzlastweltrekorde sowie ein Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel wurde die Mi-4 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Mit der Einführung des Hubschraubers Mi-4 begann auch die Entwicklung des Hubschraubers als Waffenplattform. Zur Geschichte meines Modells kann man folgendes sagen. Diese Mi-4A wurde 1963 beim Hubschraubergeschwader 31 (HG-31) in Betrieb genommen. Ab September 1972 wurde diese Maschine kurzzeitig zivil registriert und flog bei der GST mit dem Kennzeichen DM-WSB. Zurück bei der NVA tat sie noch bis 1979 ihren Dienst und wurde dann außer Betrieb genommen. Abgestellt auf auf dem Truppenübungsplatz (TÜP) in Storkow, diente die ausgeschlachtete Zelle dem Chemischen Dienst der NVA zu Übungszwecken.
Seit 1990 steht die Zelle so und unverändert im Flugplatzmuseum Cottbus.
Da einfach zu viele Teile über die Jahre verschwanden, ist nicht davon auszugehen, das sie jemals wieder in einem vollständigen Zustand zu sehen sein wird.
Aber das Museum in Cottbus ist da ja gut dran, denn da steht ja noch eine zweite Mi-4, farblich etwas abgetakelt aber sonst komplett. Steht die Frage, wie kommt man auf die Idee, so ein Modell zu bauen. Zwei Dinge waren dabei ausschlaggebend. Die Mi-4 war wohl der erste Hubschrauber der mir in jungen Jahren über den Weg geflogen war. Begeisternd konnte ich in den 1960er Jahren die Kranflugarbeiten einer Mi-4 in meiner Heimatstadt Erfurt beobachten. Hier wurde wohl eine Staubfilteranlage ausgewechselt.
Dann erschien die Mi-4 als Plastikmodellbausatz im Maßstab 1:100 von dem VEB Kunststoffverarbeitung Zschopau (KVZ). Ein Modell, das ich damals nicht nur einmal gebaut wurde, obwohl die Modelltreue mit heutigen Maßstäben gemessen, doch sehr zu weit ab vom Original war. Aber, es sah aus wie eine Mi-4 und etwas anderes gab es ja auch nicht. Folglich war es wohl doch prägend.
Der ausschlaggebende Aspekt war dann die Initiierung eines Projektes des Flugplatzmuseums Cottbus, einen Jahreskalender zu gestalten, mit Modellen, dessen Originale im Museum zu finden sind. Dies war 2016 und es hatten sich auch schnell 12 Modellbauer bereiterklärt, hier mitzuwirken, zumal der Erlös dem Museum zu Gute gekommen wäre. Doch wie das so ist, Modellbauer schreien immer schnell hier und wenn es soweit ist, nur wenige halten sich an die Termine.
Wie dem auch sei, ich war auch nicht pünktlich fertig, aber jetzt ist es soweit. Wer noch Interesse hat, es fehlen immer noch drei Modelle um die 12 Monate voll zubekommen.

Zum Modell
Als Ausgangsbausatz diente der Kit von Hobby Boss. Warum? Es gibt so einige Zeitgenossen, die wollen bei diesem zu viele Fehler zum Original erkennen und bevorzugen lieber den alten Bausatz von KP. Dürfen sie. Aber die Abweichungen vom Original sind nicht so gravierend und fallen optisch nicht ins Gewicht. Hobby Boss hat aber einen entscheidenden Vorteil, er ist wesentlich besser detailliert und somit für dieses Projekt gerade zu prädestiniert.
Nun könnte man eigentlich denken, ach so ein Diorama lässt sich schnell bauen, ist ja nichts dran und das meiste der im Bausatz enthaltenen Teile hat er eh weggelassen.
Vorausgegangen ist eine umfangreiche Recherche am Original, bei dem etwa einhundert Fotos entstanden sind.
Es hat eine Zeit lang gedauert, bis endlich die beiden Rumpfhälften zusammen geklebt werden konnten. So steckt eben der meiste Zeitaufwand im Innenleben. Triebwerk, Pilotenkabine und Frachtraum wurden nach den vorhandenen Fotos weitestgehend selbst neu gestaltet. Auch äußerlich wurden einige Veränderungen nach dem Vorbild vorgenommen. Scharniere, Trittbügel, Verstärkungsbleche kamen hinzu und die gesamte Außenhaut wurde mit dem Nieträdchen bearbeitet. Letztendlich wurde mit verschiedenen und gemischten Alcladfarben lackiert.
Ein passender Sockel und ein paar Zutaten waren schnell gefunden und entsprechend arrangiert.
Fotografiert vor verschiedenen Hintergründen werden beim Betrachter verschiedene Stimmungen erzeugt. Der Bogen reicht von Spannung über Neugier bis zu einer gewissen Traurigkeit, man kann auch sagen Melancholie.

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