Hasegawa 1:72
Lockheed T-33A T-Bird
In guatemaltekischen Diensten


von Bernd Korte


Die T-33 in Guatemala
Die T-33 war Amerikas erster Jettrainer und erlangte einen Klassikerstatus, mit dem heute nur wenige Düsenflugzeuge mithalten können. Insgesamt rund 6000 dieses aus der P-80 hervorgegangenen Zweisitzers wurden ab 1948 gebaut, von denen mehr als ein Sechstel an ausländische Luftwaffen geliefert wurden, und so den Einstieg für viele westliche Streitkräfte ins Jetzeitalter begleiteten.
Viele T-33 gelangten aber erst nach ihrer aktiven Karriere bei der USAF zu anderen Luftwaffen, so zum Beispiel im Rahmen des Military Aid Program (MAP) nach Lateinamerika. Hier war u.a. die Fuerza Aérea Guatemalteca (FAG) ein dankbarer Abnehmer der Second-Hand-Trainer: 1963 gelangten vier T-33 nach Guatemala, ein Jahr später weitere zwei und 1965 noch ein Paar, so dass die FAG am Ende wenigstens acht T-Birds in ihrem Inventar hatte. Ab 1973 wurden die T-33 allerdings schon wieder wegen Problemen mit der Ersatzteilversorgung und den damit zusammenhängenden hohen Betriebskosten gegroundet und eingelagert. Die USA hatten die T-33 aus ihrer MAP-Liste gestrichen, so dass die FAG jetzt allein für die nötige Wartung und Materialbeschaffung hätte sorgen müssen. Daher wurde entschieden, sich nun verstärkt auf die Cessna A-37 Dragonflies zu verlassen, die ab 1971 ebenfalls über das MAP nach Guatemala gekommen waren und auch weiterhin von den USA mit Ersatzteilen versorgt wurden.

FAG-735
Mein Modell stellt eine T-33A-1-LO dar, die in der USAF zuvor als 53-5197 geführt wurde und in Guatemala den Kenner FAG-735 erhielt. Sie gehörte zur zweiten Charge an die FAG, die 1964 überführt wurde.
Die Idee eine FAG T-33 zu bauen, bekam ich, als ich einen alten Microscale-Bogen (72.406) mit eben diesen Markierungen kaufte. Unter der Bezeichnung "Latin American T33A's" bietet das Decalset außerdem noch Abziehbilder für eine Maschine aus Nicaragua sowie Mexiko, beide sehr farbenfroh. Während meiner Recherchen im Internet stieß ich auf die sehr interessante Seite www.laahs.com, auf der sich alles rund ums Thema Luftfahrt in Lateinamerika dreht. Dort wurde ich im Forum auf ein paar Fehler der Microscale-Anleitung aufmerksam gemacht, auf die ich ansonsten höchstwahrscheinlich hereingefallen wäre. Der größte Lapsus ist dabei die Lackiervorgabe Dark Grey über alles. Hier sollte es eigentlich Naturmetall heißen, was auch die wenigen im Netz zu findenden Vorbildfotos belegen. Weiterhin hat Microscale in den Tailcode seiner guatemaltekischen T-33 einen Zahlendreher eingebaut, und dem Modellbauer die Nummer 753 auf den Decalbogen gedruckt. Eine FAG-753 gab es aber wohl nie, daher muss hier zur Schere gegriffen werden, um aus der 753 einfach die korrekte 735 zu machen. Bevor ich mich aber um die Decals kümmern konnte, war natürlich erst einmal das entsprechende Modell zu bauen. Ich entschied mich für Hasegawas T-33, weil sie in meinem Fundus gerade verfügbar war.


Hasegawa kann auch anders...
Wer bei Hasegawa an fein versenkte Gravuren und gute Detaillierung denkt, hat wahrscheinlich bisher nur Bausätze neueren Datums von den Japanern gekauft. Aber jeder hat mal klein angefangen, und so sind die - zugegeben einige Jahrzehnte alten - Kits aus der Frühzeit des ostasiatischen Plastikmodellbaus weit von dem entfernt, was man heute mit dem bekannten Markennamen verbindet. Die Strukturlinien sind erhaben, die Cockpitdetaillierung eher rudimentär und die Fahrwerkschächte komplett blank. Daher fanden sich bald ein Ätzteilset von Airwaves für das Cockpit (AC72-107) und zwei Resinschleudersitze von True Details (TD72405) zusätzlich auf dem Basteltisch ein, um wenigstens diesen Bereich etwas aufzuwerten. Zusätzlich wurden in etlichen Stunden Arbeit die erhabenen Strukturlinien in Gravuren verwandelt. Nachdem diese nervige aber notwendige Vorarbeit geleistet war, konnte es endlich an den eigentlichen Bau gehen.

Wenig Teile, viel Arbeit..
Den Anfang machte die Cockpitwanne, die mit Seitenwänden und Konsolen aus dem Airwaves-Set detailliert wurde. Als Grundfarbe wählte ich Humbrol 127, während die Konsolen in Schwarz erscheinen. Das fertige Cockpit wanderte dann zusammen mit etwas Ballast im Bug für den später sicheren Stand auf dem Dreibeinfahrwerk in eine der Rumpfhälften, die sodann mit ihrem Gegenpart verheiratet wurde. Die Passung war für solch einen alten Bausatz recht gut, so dass nur wenig gespachtelt und geschliffen werden musste. Ein paar Gravuren mussten an den Nahtstellen natürlich nachgezogen werden, aber das lässt sich nie ganz vermeiden.

Als nächstes kümmerte ich mich um die separate Nase, die etwas überarbeitet werden musste, bevor sie an den Rumpf geklebt werden konnte. So sah Hasegawa bei seiner T-33 keinerlei Bewaffnung vor, was für viele T-Birds auch korrekt ist. Auf Fotos ist jedoch zu sehen, dass FAG-735 beidseitig je ein MG installiert hatte. Also bohrte ich dementsprechende Öffnungen und klebte Stücke von einem heißgezogenen Q-Tip hinein, die nun die MG-Läufe darstellen.

Etwas mehr Anpassungsarbeit als bei den Rumpfhälften war im Bereich der Lufteinläufe notwendig, die ich schon vor der Montage von innen alufarben lackiert hatte. Die Abschlusswand dagegen wurde glänzend Schwarz bemalt, um beim Blick von vorne in den Lufteinlauf etwas Tiefe zu suggerieren.
Die Flügelmontage bereitete keine großen Probleme. In der Tat war die Passung zwischen Rumpf und Flügelansatz recht gut, so dass nur auf der Oberseite etwas gespachtelt werden musste. Um dabei keine der Gravuren wieder zuzukleistern, klebte ich den zu verspachtelnden Bereich vorher mit Maskierband ab. So war gewährleistet, dass der Spachtel am Ende auch nur dort auf dem Modell war, wo er benötigt wurde.

Ursprünglich wollte ich die Cockpithaube zersägen und offen darstellen. Erst relativ spät bemerkte ich, dass mir Hasegawa bei diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen würde, wie es vor langer Zeit auch bei meinem Bau ihrer F-102 der Fall war. Denn, wenn man sich das Original anschaut, gibt die einteilige Haube, so wie Hasegawa sie vorsieht, nicht die komplette Kanzel wieder. Der hintere Teil mit den Scharnieren wurde weggelassen und stattdessen nur als Linien an den Rumpfhälften angedeutet. Das mag so für den geschlossenen Zustand reichen, eine offene Haube wäre aber nur mit viel Schneide-, Spachtel-, und Schleifarbeit möglich, auf die ich nicht eben sehr erpicht war. Kurz gesagt, das Cockpit blieb zu!

Es kommt Farbe ins Spiel
Das Modell war nun im Rohbau fertig und bereit für die Lackierung. Doch bevor ich mit der Bemalung in Alu Revell Aqua Color 99 starten konnte, lackierte ich zuerst die Kanzel von außen schwarz, um später beim Blick ins Cockpit die inneren Kanzelverstrebungen auch in der Cockpitfarbe, und nicht in der Außenfarbe zu zeigen. Nach der folgenden Hauptlackierung wurde das Modell mit einer Zwischenschicht Future überzogen, auf der ich dann die einzelnen Panels trockenmalte. Das geschah wieder mit Revell 99, aber diesmal in der Enamel-Variante. Dabei ging ich Panel für Panel vor und malte am Rumpf von oben nach unten und bei den Tragflächen von vorne nach hinten, um so die Walzstruktur der Bleche nachzuempfinden. Dadurch wirkt die ansonsten eintönige Lackierung aufgelockerter und nicht so steril.

Ein Panel um die Bewaffnung an der Flugzeugnase wurde dunkel abgesetzt, Nase, Leitwerksspitze und die Innenseiten der Zusatztanks lackierte ich in einem aufgehellten Schwarz. Der Blendschutz vor dem Cockpit ist auf Fotos meist heller als die übrigen schwarzen Flächen, was ich auch bei meinem Modell berücksichtigte. Zuletzt galt es dann noch, die Leitwerke der Zusatztanks, die inneren Flügelvorderkanten sowie die Spitzen der Höhenruder rot zu bemalen, bevor alles mit einer Schicht Future in Vorbereitung auf die Decals überzogen wurde. Alle diese Farbinformationen erhielt ich im bereits anfangs erwähnten Forum, ohne das ich mich blind auf die fehlerhafte Decalanleitung hätte verlassen müssen! Daher an dieser Stelle nochmals vielen Dank an Tulio, Mario and Inigo.

Bevor nun der Decalbogen angeschnitten wurde, setzte ich mit einem feinen Pinsel und etwas Farbe noch zwei Details um, die ich auf meinen Referenzfotos fast übersehen hätte. Zum einen malte ich einen dünnen roten Ring um die MG-Öffnungen, und zum anderen deutete ich die geschlossenen Öffnungen an, in denen sonst ein zweites MG-Paar Platz finden würde.
Die ersten Abziehbilder, die auf dem Modell ihren Platz einnahmen, waren die Antirutschbeschichtungen links und rechts auf den Flügelwurzeln neben dem Cockpit. Hier kam allerdings noch der Bogen von Hasegawa zum Einsatz. Aufgrund des hohen Alters war große Vorsicht geboten, denn die Decals rissen und bröselten bei der kleinsten unüberlegten Berührung. Die Abziehbilder von Microscale dagegen ließen sich völlig problemlos verarbeiten. Dank Weichmacher waren auch das weiß-rote Rumpfband oder die in die Lufteinläufe reichenden Haifischmäuler kein Problem.

Wieder folgte ein Überzug mit Future, um die Decals vor dem Washing mit grauer Ölfarbe zu versiegeln. Ein paar Schmutzspuren wurden mit einem Weathering Master Set von Tamiya dargestellt.

Ein Unglück kommt selten allein
Nach dieser Alterung kam eine wirklich allerletzte Schicht Future auf das Modell. Weil Blendschutz und Walkways im Original natürlich nicht wie eine Speckschwarte glänzten, kam hier noch etwas matter Klarlack von Revell zum Einsatz.
Da die Airbrush jetzt nicht mehr gebraucht wurde, demaskierte ich die Cockpithaube - und hätte sie im ersten Moment am liebsten gleich wieder unter Tamiya-Tape verschwinden lassen. Im hinteren Bereich hatte sich nämlich etwas "Nebel" gebildet und am Übergang zum Rumpf sah man von innen etwas Spachtelmasse, die sich beim Füllen der Fuge etwas zu weit nach vorn gewagt hatte. Was tun? Mit den Fehlern leben oder die Haube versuchen zu entfernen, alles zu reparieren, neu zu verspachteln, zu verschleifen und zu lackieren? Nach kurzem Überlegen fiel die Entscheidung zugunsten der ersten Variante - und auf den Fotos sieht man von dem Malheur sowieso nicht viel.


Bilderchronik der Missgeschicke im Uhrzeigersinn, oben links beginnend: im wahrsten Sinne des Wortes überflüssiger Spachtel im Cockpit, die 'benebelte' Kanzel, der kaschierte Klebefleck und die zu dominant ausgelegten Gravuren.

Das Fahrwerk sowie die Klappen hatte ich schon parallel zum Bau des Rumpfes fertig gestellt, so dass diese Teile nun ohne weitere Verzögerungen angebaut werden konnten. Im Großen und Ganzen gab es hier keine Probleme, lediglich die äußeren Hauptfahrwerksklappen mussten etwas gekürzt werden, damit sie vorbildgetreu etwas oberhalb der innen an den Fahrwerksbeinen angebrachten Klappen endeten. Den zweiten Moment der Panik verschuldete ich vollständig selbst, als mir bei der Fahrwerksmontage ein Tropfen Kleber auf eine der Flügelunterseiten fiel. Mit feinem Schleifpapier und etwas Future konnte ich zwar das Schlimmste verhindern, da ich aber eine Neulackierung scheute, erkennt man den Unfall bei genauem Hinsehen noch immer. Nach den Problemen mit der Cockpithaube, bei der ich auch schon alle Fünf gerade sein ließ, war mir das dann aber auch egal.
Mit Weißleim und Farbe wurden dann noch die Positionslichter ergänzt sowie an der Nase eine kleine Antenne und das Pitotrohr angebracht.

Was lange währt...
Die T-33 war eines der wenigen Modelle bei mir, das auf seine Fertigstellung warten musste, weil andere Projekte vorgezogen wurden. Als ich allerdings von der Ankündigung des neuen Sword-Bausatzes hörte, musste ich den bereits begonnenen T-Bird unbedingt so schnell wie möglich vom Basteltisch bekommen. Andernfalls wäre meine Motivation angesichts des neuen Angebots aus Tschechien wohl dahin gewesen.
Ein "Contest Winner" ist es zwar nicht geworden, dafür habe ich mir zu viele Fehler erlaubt bzw. nachdetaillierungswürdige Bereiche wie die Fahrwerkschächte unbeachtet gelassen. Trotzdem freue ich mich, den Lateinamerikaner nun in der Vitrine neben meiner F-94C stehen zu haben - und das dank der Hilfe der Jungs von www.laahs.com und trotz der Decal-Anleitung in den korrekten Farben.

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