Hasegawa 1:72
Junkers Ju 88 C-6
Oblt. Gerhart Böhme
I./NJG2
Nordafrika


von Rolf Seyfried


Der Erfolg von ca. 15000 produzierten Einheiten hat die Ju 88 ihrer Vielseitigkeit zu verdanken. So wurde sie unter anderem als Bomber, Sturzkampfbomber, Aufklärer, Zerstörer - und nicht zuletzt als Nachtjäger eingesetzt. Durch diese Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten war dieses Flugzeugmuster an allen Kriegsschauplätzen anzutreffen. So auch in Nordafrika, wo ab dem 7. November 1941 die 1. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 2 an den Kriegsschauplatz am Mittelmeer verlegt wurde.
Das hier gezeigte Modell soll die R4+HH darstellen, die von Oberstleutnant Gerhart Böhme und seiner Besatzung von El Quasaba aus geflogen wurde.

Alles sollte so dargestellt werden, als ob die Maschine im Einmotorenflug gelandet ist und nun nach der Ursache des Defektes am LH (Linke Hand) Motor gesucht wird. Eine Vorlage vom Original gibt es zu dieser Szene nicht, die so natürlich der Fantasie entspricht. Wohl ist aber ein Bild bekannt, auf dem der RH Flügel stark beschädigt zu sehen ist. Im Nachhinein wäre diese Darstellung wünschenswerter gewesen. Aber ist es nicht immer so, dass man das haben möchte was man nicht hat? ;)

Das Hasegawa hier ein großartiger Bausatz gelungen ist, wird für viele nichts neues sein, genauso wenig, das man dennoch Formfehler entdecken kann. Die eigentliche Herausforderung an dieser Szene war die korrekte technische Darstellung. So kann man schnell einmal die Motorverkleidung offen darstellen, aber wie hätte sich das Ganze in Wirklichkeit abgespielt, obliegt nicht nur der Fantasie, sondern auch der Recherche nach technischen Voraussetzungen.

Bei diesem Diorama sollte es eben auch einen ersichtlichen Grund geben, weshalb die Motorverkleidung geöffnet wurde. Der linke Motor wurde wegen eines Defektes, während des Fluges abgestellt. Nun stellt man in solch einer Situation bei den meisten mehrmotorigen Flugzeugen die Propellerblätter des abgestellten Motors in Segelstellung (wenn dies nicht sogar durch Fliegewichte automatisch erfolgt). Daher wurden die Blätter abgetrennt und eben in Segelstellung wieder befestigt. In echt würde der Flieger nun über rechts ziehen, was natürlich auszutrimmen wäre. Das wurde im Modell dargestellt, in dem das Seitenruder und dessen Flettnerruder ausgeschnitten und der Fluglage entsprechend wieder angefügt wurden. Nicht zur Verringerung der Stirnfläche, sondern viel mehr um den Motor auf Temperatur zu halten und so ggf. diesen doch wieder zum laufen zu bringen, wurden wie es wohl auch in Wirklichkeit erfolgt wäre, die Kühlerklappen in geschlossenen Zustand dargestellt.

Weiter wurden die Landeklappen (Wölbspaltklappen) in Landeposition dargestellt. Eigentlich wurden sie schnell wieder eingefahren um Beschädigungen zu vermeiden, dennoch gibt es Bilder abgestellter Ju 88 mit abgesengten Klappen und bei dieser Szene sollte einfach schnell mit der Fehlersuche begonnen und die Hydraulikpumpe geschont werden, oder eben der Besatzung hat es angesichts der Ereignisse einfach nicht mehr interessiert.
Da sich durch die Position der Landehilfen das Moment um die Nickachse ändert, muss das Höhenleitwerk, im speziellen die Höhenflosse, in Position "Nase hoch" getrimmt werden.
Auch das wurde am Modell berücksichtigt, vielmehr wurde auch die Position des Höhenruders und Flettner geändert. Zum Abschluss der technischen Änderungen wurde noch der Durchbruch zum Höhenflossentrimmzylinder ausgearbeitet, der durch die abgesenkte Position sichtbar wird.
Ermöglicht wurden die technischen Änderungen oft nur durch die Mithilfe eines Spezialisten in Sachen Junkers Flugzeuge, dem es nicht zuviel war sein Wissen weiterzugeben. Danke, dafür!!
Vor dem Lackieren kam noch die selbst erstellte Kanzelverglasung auf ihre Position. Schon mit dem Gedanken das noch viele Ju 88 dieses Herstellers folgen werden, wurde sehr Aufwendig die Korrektur der Führerraumhaube angegangen. Denn die Lafetten des B-Standes standen im Original in einem Winkel zueinander, der ein größeres Schussfeld ermöglichte. Hasegawa ist da leider dem Fehler gefolgt, den man in vielen Zeichnungen und auch anderen Maßstäben der Ju 88 findet.
Der "eintönige" Farbgebung verhalfen die unterschiedlichen "Schattierungen" zu etwas Leben, der Rest macht dann eh das weiße Rumpfband und die gelben Motorgondelunterseiten.

Die Szene soll sich in einer kleinen Oase in Nordafrika in der Nähe von El Quasaba abspielen, auch wenn die Bildersuche solch eins Szene nicht ergab und die Feldflugplätze alle sehr trostlos und kahl aussahen.
Die Kakteen und Agaven wurden aus einer Formmasse aus dem Bastelbedarf geformt. Die Dattelpalmen sind aus Nähgarn umwickelten Draht übermalt mit verdünnter Acrylspachtelmasse und die Blätter sind aus Papier geschnitten, dann alles mit der Sprühpistole eingefärbt, "gewaschen" und Trockengemalt. Die Figuren sind meist von Preiser, so auch die selber erstellten Umhangträger. Die Kamele (Dromedare) und der Esel sind von Nikolai, die Beladung ist selber erstellt.
Mit so einer schwarzen Maschine war es sicherlich kein Zuckerschlecken, das war es eh nicht, da soll die Karaffe Wein nicht über die Entbehrungen hinwegtäuschen. Modellbau soll auch dem Vergessen entgegenwirken!

Die beste Junkers 88 Serie in diesem Maßstab und nach der erschienenen G-6, ja sogar Ju 188, darf man nur noch fragen wo die C-2/C-4 bleibt!

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