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Mikojan Gurjewitsch
MiG-21
In den 1950er Jahren gingen die Konstrukteure der Welt daran, mit ihren Flugzeugen die Schallmauer zu überwinden. Ein Star unter diesen Konstruktionen war zweifellos die MiG-21, die als leichter Abfangjäger 1959 in der Sowjetunion in Serie ging und es auf mehr als 10 000 Exemplare brachte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde kein anderes Kampfflugzeug häufiger gebaut als die MiG-21. Das Muster genießt Kultstatus, im Westen wie im Osten.
Die MiG-21 war das Rückgrat der Luftstreitkräfte des Warschauer Vertrages bis zur Auflösung. Auch andere Staaten in Afrika und Asien nutzen die Fähigkeiten der MiG-21. Der Jäger stellte in zahlreichen Konflikten und lokalen Kriegen seine Leistungsfähigkeit unter Beweis und beeinflusste die Entwicklung seiner Konkurrenten und Nachfolger.
So hatten auch weltweit unzählige Menschen bei ihren Dienst bei den jeweiligen Luftstreitkräften Kontakt mit diesem Flugzeug. Ob als Pilot oder beim technischen Personal, die Erinnerungen werden bleiben.
Ich bin mir sicher, bei vielen wird da noch ein Modell auf dem Schreibtisch oder im Regal stehen. Der Maßstab und der Hersteller spielen dabei keine Rolle. Ein Hersteller hat sich in den letzten Jahren, was die Qualität und die Detailgenauigkeit angeht, besonders hervorgetan, die tschechische Firma Eduard.
In zwei beliebten Maßstäben, erst 1:48 und dann 1:72, kann man diese Modelle beziehen und die unterschiedlichsten Varianten entstehen lassen. Genau dass, haben eine Handvoll Modellfreunde des FFMC getan. Wir starten den "Club 21" standesgemäß mit 21 Modellen. Dabei wird es nicht bleiben, das Thema ist schier unerschöpflich. Man kann davon ausgehen, dass da im Laufe der Zeit noch so dieses oder jene Modell dazu kommt.
Anlässlich der (4.) Plastik Modell Show Sachsen im März 2024 bot sich die Gelegenheit viele, aber nicht alle Modelle mal zusammen auf den Tisch zu stellen.
Die MiG-21 Geschichte
Die Prototypen
Die 50er Jahre waren in der Luftfahrt eine Zeit rasanter Entwicklung. Kaum entwickelt und zur Serienreife gebracht, veralteten viele eben noch hochmodernen Entwürfe schnell. So auch bei der MiG-19. Eben noch voller Stolz der erste Überschall- Serienjäger und gerade bei den Einheiten angekommen, stand schon die Forderung nach Mach 2 und auch sonst von allem Mehr. Die MiG-19, welche noch eine letzte Evolutionsstufe des MiG-15 Entwurfes darstellte, taugte als Basis für eine entsprechende Weiterentwicklung nicht mehr.
Man dachte über verschiedene Konzepte nach. Der eine Hauptbereich war die Aerodynamik, die ganze äußere Gestaltung, der andere Hauptbereich ein neuer, stärkerer Antrieb.
Bei dem Antrieb stand relativ schnell das neue R11 Triebwerk fest, auch wenn das noch fertig entwickelt und zur Serienreife geführt werden musste. So lange behalf man sich eben noch mit dem RD-9 ab. Unklarer aber war die Frage der aerodynamischen Gestaltung. Pfeil- oder Deltaflügel wurden in die engere Auswahl genommen und dementsprechend zur praktischen Beurteilung ab Dezember 1954 die Prototypen E-2 (Pfeilflügel) und E-4 (Deltaflügel) gebaut und erprobt. Der Rumpf beider Prototypen ist weitesgehend identisch. Erprobt wird auch der Einsatz einen Raketenzusatztriebwerkes. Als das R11 dann zur Verfügung steht, wird die E-2 damit zur E-2A modifiziert, für die Deltavariante wird ein neuer Prototyp E-5 gebaut. Es zeichnet sich bei den Erprobungen eine Überlegenheit des Deltaflügels ab und so wird die E-5 weiter zur E-6 überarbeitet. Die E-6 von der es 3 Exemplare gab stellt nun den endgültigen Ausgangspunkt für die erste Serie des nun als MiG-21 bezeichneten Typs dar.
Die MiG-21 stellt sich fliegerisch als überaus gelungener und dazu noch preiswerter Entwurf heraus, der nun über einen langen Zeitraum gebaut und weltweit eingesetzt wird. Dabei entstehen im Laufe der Jahre immer neue Varianten, welche in "Generationen" unterteilt werden.
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Prototypen |
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Je-2A A&A Models 1:72 |
Bernhard Pethe |
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Je-7R Eduard 1:72 |
Bernhard Pethe |
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Die "1. Generation"
Die allererste Serienversion der MiG-21 stellt die in 83 Exemplaren hergestellte MiG-21F, "Erzeugnis 72", dar. Schmales Leitwerk, Kanonen auf beiden Seiten, Beulen auf der Haube für den frühen Schleudersitz. Die F konnte noch keine Lenkraketen tragen, die Pylone an den Tragflächen mit der abgerundeten Kontur bezeugen das. Am Bugfahrwerk findet sich noch ein Scheinwerfer der bei allen späteren Versionen hier entfällt.
Auf die F folgt direkt die "F13" - die bekannteste frühe MiG-21. Das Leitwek wird breiter, die Beulen auf der Haube entfallen. Die Pylone sind nun eckig und es kann die R-13 Lenkwaffe mitgeführt werden. Dafür entfällt aus Gewichtsgründen die Kanone auf der linken Seite.
Mit der MiG-21U , "Erzeugnis 66" wird aus der MiG-21F13 die erste zweisitzige Trainervariante abgeleitet.
Als Triebwerk dient in der ersten Generation das R11F-300.
Die MiG-21 in der 1. Generation ist fliegerisch ein hervorragendes Flugzeug, ihre Nachteile liegen in der schwachen Bewaffnung, begrenzten Reichweite und das Fehlen eines Radargerätes.
Prototypen |
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MiG-21 F Modelsvit 1:72 |
Arne Goethe |
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MiG-21 F-13 Revell 1:72 |
Bernhard Pethe |
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MiG-21 F-13 Revell 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 F-13 Revell 1:72 |
Lutz Schramm |
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Die "2. Generation"
Auf die Versionen F und F13, welche die "1. Generation" der MiG-21 darstellt folgte mit der MiG-21PF die erste Variante der "2.Generation". Hauptaugenmerk lag hier bei der Einrüstung des RP-21 Radars um die MiG-21 nun auch eine etwas größere Eigenständigkeit und die Möglichkeit der Zielerfassung außerhalb der Sichtweite zu geben. Das zog einige sichtbare Änderungen nach sich: Größerer Einlaufkonus im größeren Bugdurchmesser, Staurohr auf der Oberseite, etwas größere Hauptfahrwerksräder, einen "Buckel" für einen weiteren Rumpftank hinter der Kabine. An Ausrüstung kommen das Leitsystem Lasur, das Freund-Feind Kennungsgerät SRZO-2 sowie der Autopilot KAP-2 hinzu. Seltsamerweise entfallen hier aber - und das nur beim Erzeugnis 76 - die Funkhöhenmesser.
Die Bewaffnung steigert sich nun nur bei den Möglichkeiten der Außenlasten. Durch das RP-21 sind nun der Einsatz von RS-2-US Lenkraketen möglich, auch kann erstmals die S-24 eingesetzt werden. Dafür aber entfällt die Maschinenkanone, ein wie im Einsatz über Vietnam deutlich zeigen wird, schmerzlicher Verlust zumal die RS-2-US Lenkwaffen nicht gerade effektiv sind. "Friedenstaube" wird sie deshalb auch gerne mal scherzhaft genannt.
Die wesentlichsten Untervarianten:
- MiG-21PF Erzeugnis 76 (Grundvariante)
- MiG-21 FL Erzeugnis 77 (für Export entfeinterte Variante, sowohl mit noch schmalen wie auch neuen breiten SLW)
- MiG-21 PFS Erzeugnis 94 (breites SLW ab der 226. Serienmaschine, vorher schmales SLW), Bremschirmbehälter über dem Schubrohr, SPS-System mit neuen Landeklappen)
- MiG-21 PFM Erzeugnis 94/94A/94N (neuer Schleudersitz KM-1 der seitlich angeschlagene Kabinenhaube nach sich zieht, Mitnahmemöglichkeit für Kanonenbehälter GP-9, 94N: Mitnahmemöglichkeit von Nuklearwaffe)
- MiG-21US Erzeugnis 68 (zweisitzige Trainervariante mit KM-1 Sitzen)
Als Triebwerke kamen die Varianten R11F-300, R11F2-300, R11F2S-300 und R11F2SK-300 zum Einsatz.
2. Generation |
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MiG-21 PF Eduard 1:72 |
Arne Goethe |
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MiG-21 PF Eduard 1:72 |
Uli Naumann |
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MiG-21 PF Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 PF Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 PFS Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 PFS Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 PFS Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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MiG-21 PFM Fujimi 1:72 |
Bernhard Pethe |
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MiG-21 PFM Eduard 1:72 |
Uli Naumann |
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MiG-21 PFM Eduard 1:72 |
Arne Goethe |
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MiG-21 PFM Eduard 1:72 |
Kai Röther |
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Die "3. Generation"
Mit den lediglich zwei Aufhängepunkten an den Flächen war die MiG-21 recht beschränkt was die Mitnahme von Aussenlasten anging. diese zwei Aufhängepunkte waren zudem "trocken", es konnten also keine Kraftstoffzusatzbehälter mitgeführt werden, das ging nur am Rumpfpylon. Für Aufklärungsmissionen war dieser Pylon mit einem Aufklärungsbehälter belegt, die Reichweite dadurch sehr begrenzt.
Deshalb wurde der Tragflügel modifiziert und erhielt nun zwei zusätzliche Pylone, die äußeren waren nun "nass", konnten als Kraftstoffzusatzbehälter tragen. Weiterhin wurde der "Buckel" hinter dem Cockpit bis an an das Leitwerk verlängert. In kleinen Behältern an den Flächenenden wurde die Radarwarnempfänger SPO-3R installiert. Diese Variante nannte sich MiG-21R, "Erzeugnis 94R" und stellt den Ausgangspunkt der 3. Generation dar.
Für Indien wurde die MiG-21R zur MiG-21RF modifiziert.
Als erste "Jägervariante" übernahm die MiG-21S, "Erzeugnis 95" die grundlegenden Änderungern der MiG-21R und bekam das verbesserte RP-22 Radar.
Hauptvariante der "3. Generation" wurde die MiG-21SM. Sie erhielt die im Rumpf halbversenkte GSch-23 Bordkanone und das neue R13-300 Triebwerk.
Als "entfeinerte" Exportvarianten mit dem alten RP-21 Radar und Anfangs noch R11FS-300 Triebwerken wurden die Varianten MiG-21M (Erzeugnis 96, 88) und die MF (Erzeugnis 96A) zum Einsatz außerhalb der Sowjetunion.
Innerhalb der 3.Generation wird auch eine neue Trainervariante abgeleitet, die MiG-21UM (Erzeugnis 67).
Die letzte Hauptvariante stellt die MiG-21 SMT (Erzeugnis 50bis) mit dem markant vergrößerten Rumpfbuckel für noch mehr Kraftstoff dar. Diese Jagdbomber-Variante kommt wie die SM nur in der Sowjetunion zum Einsatz. Die Exportversion hat wieder nur das RP-21 Radar und nennt sich MiG-21MT. Da der große Rumpfbuckel die Flugeigenschaften stark beeinträchtigt, wird dieser wieder etwas verkleinert und modifiziert. Diese Untervariante nennt sich MiG-21ST und ist die Vorstufe zur 4. Generation.
3. Generation |
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MiG-21 SM Eduard 1:72 |
Arne Goethe |
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MiG-21 MF Eduard 1:48 |
Kai Röther |
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MiG-21 MF Eduard 1:72 |
Bernhard Pethe |
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MiG-21 MF Eduard 1:72 |
Lutz Schramm |
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MiG-21 UM KP 1:72 |
Lutz Schramm |
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Die "4.Generation"
Diese finale Ausführung der MiG-21 besteht aus nur einer Hauptvariante, der MiG-21bis "Erzeugnis 75".
Obwohl viele Zellenteile strukturell neu entworfen wurden, erkennt man diese Version äußerlich nur an dem bis weit in das SLW hinein geführten Rumpfbuckel der so von der MiG-21ST übernommen wurde. Neu ist das Triebwerk R25-300 das vor allem in unteren und mittleren Höhenbereichen für verbesserte Flugeigenschaften sorgt. Die MiG-21bis gibt es in zwei Untervarianten: MiG-21bis SAU mit dem Navigationssystem RSBN oder als MiG-21bis LASUR mit dem gleichnamigen Leitsystem. Beide Systeme zusammen passen nicht in die Zelle der MiG-21.
Mit der MiG-21bis war der Endpunkt einer langen und erfolgreichen Reihe eines einfachen, aber effektiven und auch preiswerten Abfangjägers erreicht.
Diverse spätere Nachrüstungen führten zu Varianten MiG-21-93 oder Lancer R welche aber keine größere Verbreitungen mehr fanden - die Zeit der MiG-21 war einfach vorbei. Nicht aufgeführt sind weitere spezielle und Nutzertypische Untervarianten sowie spezielle Lizensversionen. Mit über 10.000 gefertigten Exemplaren stellt die MiG-21 das bisher am meisten hergestellte Strahlflugzeug dar.
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